Mit kruden Einlassungen zur NS-Zeit sorgt die AfD immer wieder für Schlagzeilen. Nicht nur die “Vogelschiss”-Aussage von Alexander Gauland stößt bei Historiker Magnus Brechtken auf Kritik.
Historiker Magnus Brechtken erkennt im Auftreten der AfD Muster aus der Vergangenheit. Das betreffe zum Beispiel den Umgang mit wissenschaftlichen Fakten und prüfbarem Wissen, sagte der stellvertretende Direktor des renommierten Instituts für Zeitgeschichte in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in München.
“Menschen werden als leicht manipulierbare Masse gesehen, denen man für Zustimmung alles erzählt, was sie hören mögen. Denen man Gegner vor Augen stellt, statt sie zum Selberdenken und politischer Teilnahme zu bewegen”, so Brechtken. “Man verspricht Erlösung und weiß, dass man nicht liefern muss. Laut reden geht immer und vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Fragen wirken verführerisch. Dabei kann jeder wissen: Es gibt keine Erlösung, wir müssen uns selbst kümmern.”
Scharf ins Gericht ging Brechtken, der ein ausgewiesener Kenner der NS-Geschichte ist und mit seiner Biografie über Albert Speer für Furore sorgte, mit dem AfD-Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland und dessen Äußerung über die NS-Zeit. “Wer behauptet, der Nationalsozialismus sei nur ein Vogelschiss in der deutschen Geschichte gewesen, betrügt sich selbst”, so der Historiker. “Der NS hatte eine Vorgeschichte und seine Folgen wirkten Jahrzehnte nach. Vorher haben wir lange autoritäre, obrigkeitsstaatliche und antidemokratische Traditionen, die mit zum NS führen. Und als Folge ist eindeutig, dass die NS-Herrschaft Millionen Menschen zu Tode gebracht hat.”
Die AfD provoziert immer wieder mit Einlassungen zum Nationalsozialismus. Zuletzt sorgte AfD-Chefin Alice Weidel für Schlagzeilen, als sie Adolf Hitler einem Gespräch mit dem umstrittenen US-Unternehmer Elon Musk als Kommunisten bezeichnete. Mehrere AfD-Landesverbände werden inzwischen vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft.