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Hendrik Lünenborg ist neuer NDR-Intendant – Echtes NDR-Gewächs

Der Rundfunkrat wählt mit deutlicher Mehrheit den Direktor des Landesfunkhauses Hamburg – und damit ein NDR-Eigengewächs – zum Nachfolger des bisherigen Intendanten Joachim Knuth.

Hendrik Lünenborg wird zum 1. September neuer Intendant des Norddeutschen Rundfunks (NDR). Der Rundfunkrat der ARD-Anstalt wählte den 53-Jährigen am Freitag mit deutlicher Mehrheit. Auf Lünenborg entfielen 50 Ja-Stimmen, dazu kamen eine Nein-Stimme und zwei Enthaltungen. Der hohe Zuspruch zu Lünenborg sei ein “überzeugendes Zeichen, dass die Zukunft des NDR bei Ihnen in guten Händen ist”, sagte der NDR-Rundfunkratsvorsitzende Nico Fickinger.

Lünenborg erklärte: “Ich bin sehr erleichtert und froh. Ich werde mein Bestes geben.” Lünenborg leitet seit 2023 das Landesfunkhaus am NDR-Hauptsitz, vorher war er unter anderem Programmchef der Hörfunkwelle NDR 90,3 und viele Jahre lang Leiter der Intendanz der öffentlichen-rechtlichen Anstalt für Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Er ist ein echtes NDR-Gewächs und arbeitet seit seinem Volontariat für den Sender.

In Zukunft wird Lünenborg für rund 5.000 Mitarbeitende und einen Etat von über 1,1 Milliarden Euro verantwortlich sein. Damit ist der NDR nach dem WDR und dem SWR der drittgrößte Sender der ARD. Der scheidende NDR-Intendant Joachim Knuth zeigte sich über die Wahl erfreut. “Ich kenne Hendrik Lünenborg seit 25 Jahren. Du bist ein Mensch mit großem Verantwortungsbewusstsein, der vertraut, Verantwortung übernimmt und gestalten will”, sagte Knuth, der seine Amtszeit um wenige Monate verkürzt und sie zum 31. August beendet. Auch diesem Ansinnen stimmte der Rundfunkrat mit großer Mehrheit zu.

Zur Begründung, warum er seine eigentlich bis ins Frühjahr 2016 reichende zweite Amtszeit als Intendant verkürzt, sagte Knuth: “Wir werden in den kommenden Monaten und Jahren eine Vielzahl wichtiger Strategische Entscheidungen zu treffen haben.” Er fühle sich “sehr gut, dieses schöne, aber manchmal auch schwierige Amt in die Hände eines Nachfolgers geben kann, der so viel Rückhalt im Rundfunkrat, aber auch gerade im Haus genießt.”

Auch im Rundfunkrat war die Erleichterung zu spüren. Bei einer ersten Wahl Anfang April hatte die als Intendantin vorgeschlagene bisherige Bertelsmann-Managerin Sandra Harzer-Kux nicht die vorgeschriebene Zwei-Drittel-Mehrheit der Rundfunkratsmitglieder erreicht. Da die NDR-Regularien keinen erneuten Wahlversuch mit demselben Kandidaten zulassen, hatte der zuständige Verwaltungsrat Lünenborg ins Rennen geschickt. “Eine weitere Verzögerung wäre sehr schlecht gewesen, für den NDR und für den Kandidaten”, sagte Rundfunkrats-Chef Fickinger.

Bei einem anschließenden Pressetermin erklärte Lünenborg, die Agenda für die nächsten Monate “schreibe sich von alleine”, da die Umsetzung des von den Ländern beschlossenen Reformstaatsvertrags im Herbst komme. Wichtig sei ihm dabei eine Kommunikation “auf Augenhöhe mit dem Publikum, aber natürlich auch mit den Mitarbeitern”. Außerdem müsse der NDR noch schneller bei der Entwicklung digitaler Formate werden. “Hier werden wir viel ausprobieren, und wenn etwas nicht funktioniert, auch Dinge wieder einstellen.”

Vor der Wahl hatte Lünenborg sich über mehrere Stunden den Fragen der Rundfunkrätinnen und -räten gestellt. Dabei ging es auch um die weitere Kooperation mit Radio Bremen. In der Debatte um Strukturveränderungen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist regelmäßig das Fortbestehen der kleinsten ARD-Anstalt Thema, die komplett vom NDR-Sendegebiet umgeben ist. Lünenborg sagte, die “Frage, wie es hier weitergeht, werden wir in den nächsten Monaten besprechen”. Er sei “gerne bereit, über weitere Kooperationen nachzudenken”. “Die Existenzfrage von Radio Bremen müssen wir aber hier zum Glück nicht klären”, sagte Lünenborg mit Blick auf die Zuständigkeit der Länder und ihrer Medienpolitik.