Das für die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen zuständige Giftinformationszentrum-Nord in Göttingen hat 2023 mehr als 50.000 Anfragen verzeichnet. Damit habe das 20-köpfige Beratungsteam aus Ärzten und Ärztinnen sowie Pflegefachpersonen zwischen 100 und 300 Anrufe pro Tag bearbeitet,
wie aus dem am Dienstag vorgestellten Jahresbericht 2023 der Einrichtung hervorgeht. Die Beratungen fänden rund um die Uhr statt und befänden sich etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Anfragen kommen laut Bericht sowohl von medizinischen Laien wie auch von Rettungskräften und Fachpersonal aus Kliniken und Gesundheitseinrichtungen. „Notaufnahmen, Arztpraxen und Rettungsdienste stehen aufgrund steigender Patientenzahlen unter erheblichem Druck“, sagte Andreas Schaper, Leiter des Zentrums sowie Facharzt für Chirurgie und Klinische Toxikologie. „Diese Überlastung des Gesundheitssystems nimmt breiten Raum im aktuellen politischen und öffentlichen Diskurs ein.“ Eine wichtige Aufgabe des Giftinformationszentrums sei es daher, durch die toxikologische Beratung das Gesundheitssystem maßgeblich zu entlasten.
Tatsächlich konnte den Angaben zufolge in über 80 Prozent der Anrufe – also rund 22.000 Mal – Entwarnung gegeben werden, sodass eine häusliche Beobachtung aus toxikologischer Sicht ausreichend war. Mehr als 60 Prozent der Anrufe kamen von besorgten Eltern, deren Kinder vermeintlich eine Vergiftung erlitten hatten.
Das Zentrum beobachtet außerdem, welche Vergiftungen in einem Jahr besonders häufig vorkommen. So habe es 2023 in Norddeutschland einen signifikanten Anstieg bei der missbräuchlichen Inhalation von Lachgas, beispielsweise aus Helium-Luftballons, gegeben. Seit Kurzem sei zu beobachten, dass das Gas als Partydroge bei Jugendlichen immer beliebter werde.
Während in den Jahren bis 2022 das Zentrum im Durchschnitt zwei bis drei Anrufe im Jahr gehabt habe, seien die Anfragen zu Lachgas im Jahr 2023 auf 19 gestiegen. Im laufenden Jahr 2024 seien es allein bis August 27 Anrufe zu Lachgas gewesen. Zugleich nehme die Schwere der Vergiftungen zu. So habe das Zentrum vermehrt bewusstlose Patienten und Patientinnen nach Inhalation von Lachgas verzeichnet. Das Spektrum reiche bis hin zu Nervenschäden und Lähmungserscheinungen bei chronischem Gebrauch.