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Klimaexperten: Gemischte Erwartungen vor Klimagipfel in Dubai

Wird die Klimakonferenz in Dubai die globale Energiewende bringen? Greenpeace Deutschland und weitere Klimaexperten sehen das eher skeptisch. Doch einige zeigen sich auch verhalten optimistisch.

Ein Blick auf die Expo City, Austragungsort der COP28 in Dubai
Ein Blick auf die Expo City, Austragungsort der COP28 in DubaiImago / Xinhua

Vor Beginn des Weltklimagipfels in Dubai warnt der Geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, vor einem zu großen Einfluss von Öl- und Gasunternehmen. „Ich habe große Sorge, dass diese Konferenz eine Plattform sein wird für die Interessen der Öl- und Gasindustrie, die für die Klimakrise verantwortlich sind“, sagte Kaiser dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Klimasonderbeauftragte der Bundesregierung, Jennifer Morgan, indes äußerte sich vor Beginn der Verhandlungen verhalten optimistisch.

Die UN-Klimakonferenz COP28 beginnt am Donnerstagmorgen. Sie wird in diesem Jahr von einem der weltweit wichtigsten Öl-Exporteure ausgerichtet, den Vereinigten Arabischen Emiraten. Geleitet wird der Gipfel von Industrieminister Sultan al-Dschaber, der auch Chef des staatlichen Öl-Konzerns Adnoc ist.

Fossile Lobbyinteressen seien höchst problematisch

Die Klima-Expertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) nannte es in der Neuen Osnabrücker Zeitung „im höchsten Maße problematisch, dass ein COP-Präsident so eng mit der fossilen Industrie verflochten ist“. Die Klimakonferenz müsse dringend befreit werden von fossilen Lobbyinteressen.

Greenpeace-Vorstand Kaiser forderte einen Beschluss für den Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle bei dem Gipfel. Auch die Bundesregierung müsse sich dafür einsetzen – „ohne Wenn und Aber“. Dazu gehöre, dass keine neuen Gelder in die Förderung von Öl und Gas fließen. Deutschland sei für einen Erfolg der Konferenz „extrem wichtig, weil es einen Ausstiegsfahrplan aus den fossilen Energieträgern gibt, der nun aber auch glaubwürdig und konsequent umgesetzt werden muss“.

Klimakonferenz muss globale Energiewende bringen

Olaf Bandt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), forderte „ein klares Nein zu allen fossilen Brennstoffen und klimaschädlichen Subventionen“. Die Klimakonferenz müsse die globale Energiewende bringen.

Die deutsche Klimasonderbeauftragte Morgan sagte im Deutschlandfunk mit Blick auf die Konferenz: „Wir stehen vor einem Wendepunkt.“ Die Lage bei der Klimaveränderung sei kritisch, aber sie sehe einen großen Willen, in Dubai etwas zu bewegen.

Viele Länder gingen beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und beim Einsatz erneuerbarer Energien voran. Aber es gebe noch viel zu tun. Jedes Zehntel Grad weniger Erderwärmung mache einen Unterschied, sagte die Staatssekretärin im Auswärtigen Amt. Es wäre aus ihrer Sicht unverantwortlich, jetzt nicht alle Chancen zur Veränderung zu nutzen.

Delegierte aus fast 200 Staaten erwartet

Zur 28. UN-Klimakonferenz werden Delegierte aus fast 200 Staaten erwartet, um über die nächsten Schritte im Kampf gegen die Klimakrise zu beraten. Bei dem zweiwöchigen Treffen geht es zudem um die Entschädigung armer Länder nach Extremwettereignissen wie Fluten und Dürren.

Erstmals sollen auch die bisherigen Schritte zur Erreichung der Pariser Klimaziele überprüft und bewertet werden. Die 2015 verabschiedeten Ziele sehen vor, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Derzeit droht nach UN-Schätzungen ein Temperaturanstieg von fast drei Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts.

Klimaökonom lobt deutsche Initiative für internationalen Klimaclub

Der Klimaökonom Ottmar Edenhofer lobte in der Düsseldorfer Rheinischen Post die deutsche Initiative zu einem internationalen Klimaclub. Dort könnte man sich zu koordinierten CO2-Preisen verpflichten und Ländern, die nicht im Club sind, einen Klimazoll auferlegen. „Nach außen wird so die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie geschützt, nach innen wird die Klimapolitik koordiniert“, sagte Edenhofer.