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Gelingt‘s in NRW, gelingt‘s auch anderswo

Bei der Umsetzung der neuen Ziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen kommt dem bevölkerungsreichsten und von industrieller Produktion am stärksten geprägten Bundesland die Schlüsselrolle zu. Ohne Konflikte wird das nicht abgehen

„Wir können die erste Generation sein, der es gelingt, Armut zu beseitigen, und gleichzeitig vielleicht die letzte Generation, die noch die Chance hat, unseren Planeten zu retten. Wenn es uns gelingt, unsere Ziele zu verwirklichen, werden wir die Welt im Jahr 2030 zum Besseren verändert haben.“ Mit diesen Worten beginnt die Agenda 2030, die im Herbst 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde.
Mit den neuen UN-Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 sollen die großen Herausforderungen in den Bereichen Entwicklung und Nachhaltigkeit – wie Armut, Klimawandel, Verlust biologischer Vielfalt  – in politisches Handeln umgesetzt werden. Diese Ziele für nachhaltige Entwicklung sind universell. Das bedeutet, dass alle Regierungen, auch die der Industrieländer, dafür verantwortlich sind, sie umzusetzen. Dies ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung und neuen internationalen Partnerschaften.

Ausstieg aus der Kohleverstromung nötig

Der Zielkatalog ist sehr umfangreich: 17 Ziele mit 169 Unterzielen. Er umfasst zahlreiche Aspekte nachhaltiger Entwicklung. Die vollständige Überwindung von Armut und die Beendigung von Hunger und Mangelernährung stehen im Mittelpunkt. Zudem gibt es Ziele zu Gesundheit, Geschlechtergerechtigkeit, nachhaltiger Stadtentwicklung, menschenwürdiger Arbeit.
Für die Industrieländer sind die fünf wichtigsten Politikfelder: Klimawandel (Ziel 13), Energie (Ziel 7), nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion (Ziel 12), Meeres- und Küstenschutz (Ziel 14) und die Reduzierung von Ungleichheiten innerhalb und zwischen Ländern (Ziel 10). Hier können Politik- und Strategieänderungen, zum Beispiel in Deutschland, die größten positiven Auswirkungen hervorrufen.
In Haus Villigst in Schwerte fand kürzlich eine sehr gut besuchte Tagung zu der Bedeutung der UN-Nachhaltigkeitsziele für Deutschland und NRW statt. Dort wurde deutlich, dass NRW als wichtigem Energie- und Wirtschaftsstandort in Deutschland eine Schlüsselrolle zukommt. Wenn im bevölkerungsreichsten, von industrieller Produktion am stärksten geprägten Bundesland Nachhaltigkeit gelingt, dann gelingt Nachhaltigkeit auch anderswo.
Es ist von daher zu begrüßen, dass die Landesregierung die Nachhaltigkeitsstrategie vor dem Hintergrund der Agenda 2030 nachbessern will, zum Beispiel im Bereich Integration. In NRW sind jedoch auch der Strukturwandel besonders komplex und die Blockaden und Interessengegensätze besonders groß, zum Beispiel im Energiebereich. Aber für eine ernst gemeinte nachhaltige Entwicklung müssen auch Konflikte eingegangen werden. Neben der Umsetzung und Fortschreibung des Klimaschutzplans wird es einen Kohlekonsens geben müssen, das heißt einen Fahrplan für einen – spätestens 2040 abgeschlossenen – sozialverträglichen Ausstieg aus der Kohleverstromung. Nur so können die Klimaschutzziele erreicht werden und NRW seiner Verantwortung für Klimagerechtigkeit nachkommen.

Katja Breyer, Fachstelle „Eine Welt und Entwicklungspolitik“ im Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung und Beauftragte für Brot für die Welt.