Der Freiburger Theologe Magnus Striet zieht eine Bilanz des Pontifikats von Franziskus. Das Erbe des verstorbenen Papstes wird auch eine Herausforderung für die Zukunft der Kirche sein.
Der Freiburger Theologe Magnus Striet hat Papst Franziskus für sein Umweltengagement gewürdigt. Zum Schutz der Ökosysteme und des Klimas habe Franziskus Texte mit stark aufforderndem Charakter veröffentlicht, um die Politik zum Handel zu bewegen, sagte Striet am Ostermontag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg. “Um die notwendigen Maßnahmen politisch zu organisieren, bedarf es starker Akteure. Und in diesem Punkt war Franziskus eine vernehmbare Stimme.”
Mit der katholischen Kirche in Deutschland habe der Papst allerdings immer “gefremdelt”, sagte Striet. “In vielem war ihm die Kirche in Deutschland zu akademisch, zu stark auf theologische Eindeutigkeit und Strukturfragen hin ausgerichtet. Hier prallten Mentalitäten aufeinander.”
Ein wichtiger Verdienst von Franziskus sei es gewesen, die “längst unübersehbaren innerkirchlichen Spannungen nicht länger unterdrückt zu haben”, sagte der Freiburger Theologe. “Gleichzeitig wird man ihm vorhalten müssen, nur begrenzt Perspektiven bezogen auf die Zukunft der Kirche aufgezeigt zu haben. Ein entschiedener Theologe war er nicht.”
Im Blick auf innerkirchliche Reformthemen sieht Striet Widersprüche und Diskrepanzen im Handeln des verstorbenen Papstes. Einerseits habe Franziskus beispielsweise von heilsamer Dezentralisierung gesprochen und die Kirchenverantwortlichen aufgefordert, ihr Handeln immer in den Dienst der Menschen in den Kirchengemeinden zu stellen. Andererseits habe er aber keine Änderungen der offiziellen Lehrmeinung der Kirche gewagt, etwa im Umgang mit Frauen, kritisierte Striet.
Der nächste Papst, davon ist der Theologe überzeugt, müsse schnell einen Weg finden, um mit den “extremen Unterschieden und Ungleichzeitigkeiten” innerhalb der globalen katholischen Kirche umzugehen. “Tut er es nicht, so wird dies auch nichts an den Dynamiken verändern, die die katholische Kirche längst unwiderruflich erfasst haben.”