Gediegene Polo-Shirts für Patrioten oder T-Shirts mit rechtsextremen Sprüchen: Nach Einschätzung einer Expertin gibt es in Deutschland mehr rechte und rechtsextreme Modelabels als in jedem anderen Land.
Rechte Modelabels boomen nach Einschätzung einer Forscherin in Deutschland mehr als in jedem anderen Land. Die Tendenz zu Neugründungen sei dabei steigend, sagte Elke Gaugele, Professorin an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, am Mittwochabend bei der Veranstaltung “Mode und Rechtsextremismus” im Kulturforum Berlin. Der Vortrag bildete den Auftakt einer Reihe zum Thema “Kleidung als Ausdruck einer politischen Haltung” der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin.
Dass es hierzulande die meisten rechten Mode-Neugründungen gebe, liege ihrer Einschätzung nach daran, dass “wir die Wiedervereinigung hatten”, so die Kulturwissenschaftlerin, die zu Mode und Styles forscht. Diese hätten Rechtsextreme aus Ost- und Westdeutschland zu nutzen gewusst, das Thema “Nation” neu zu verhandeln und über Mode ein Gefühl von Gemeinschaft zu schaffen. “Mode wird nicht in erster Linie als politisch wahrgenommen, deshalb hat sie sozialen Einfluss”, sagte Gaugele. Sie könne regelrecht “als Waffe” benutzt werden. Die rechte Modeszene in Deutschland habe sich seit den 1990er Jahren aufgebaut.
Dabei gebe es einen “neuen faschistischen Modekomplex”, der unterschiedliche gesellschaftliche Schichten anspreche. Neben T-Shirts mit eindeutig rechtsextremen Sprüchen gebe es auch Labels, die gediegene Polo-Shirts anböten – etwa mit schmalem schwarz-rot-goldendem Rand.
Mode in dieser Art stehe für “den neuen Look der Rechtsextremisten”, sagte Gaugele. Dabei gehe es darum, statt einer “Schreckensfigur”, ein Image aus der Mitte der Gesellschaft zu schaffen – in Richtung “hip und cool, preppy und clean.” Rechte Influencer verbreiteten diesen Style in den Sozialen Medien.
Einen extremen Anstieg entsprechender Mode-Angebote habe es zudem durch die Digitalisierung gegeben. Diese mache es einfach, Logos und Bilder zu drucken. Eine weitere Rolle spielten schnelle und billige Möglichkeiten zur Produktion. “Made in Germany” (in Deutschland produziert), wie bei manchen Labels suggeriert werde, seien dabei die wenigsten Kleidungsstücke: Wie andere Mode auch werde meist in der Türkei oder Asien produziert.
Reale Ladengeschäfte gebe es wenig, so Gaugele weiter. Meist werde die Ware von Online-Stores in deutschen Kleinstädten und Dörfern verkauft.