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Experten warnen vor Zunahme von Drogennotfällen

Experten aus Suchtforschung und -hilfe fordern Maßnahmen gegen die steigende Gefahr durch synthetische Opioide in Deutschland. Die chemisch hergestellten Drogen könnten die Zahl der Drogennotfälle im Land drastisch erhöhen. Das erklärten Vertreter des Bundesverbandes Akzept, der Deutschen Aidshilfe (DAH) und der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (Katho) am Dienstag in Köln und Berlin. Schon jetzt sei die Situation kritisch: “Wir verzeichnen jetzt schon die höchste Zahl von Drogentoten seit 20 Jahren”, so Katho-Suchtforscher Daniel Deimel.

Hinzu komme nun das Beimischen synthetischer Opioide wie Fentanyl oder Nitazene in Drogen wie Heroin, meinen die Experten. Diese Stoffe seien schwer zu dosieren und wirkten über 100-mal stärker als herkömmliches Heroin. Konsumenten würden davon überrascht. In der irischen Hauptstadt Dublin habe es beispielsweise 54 Drogennotfälle innerhalb von vier Tagen gegeben.

Die synthetischen Stoffe verursachten eine Atemdepression, die schnell tödlich verlaufen könne, warnen die Fachleute. Im Gegensatz zum Heroin aus Mohnpflanzen seien sie oft günstiger und leichter zu beschaffen. “Städte und Kommunen sollten jetzt Vorkehrungen treffen, um diesen Drogennotfällen begegnen zu können”, so Deimel. Ebenso müssten Bund und Länder Programme zur Schadensminderung ausbauen.

Ein mögliches Notfallmedikament sei das Nasenspray Naloxon, hieß es. Dieses könne auch von Laien verabreicht werden. Mitarbeiter aus Einrichtungen der Drogen- und Aidshilfe sowie von Polizei- und Ordnungsdiensten sollten in der Anwendung sowie in speziellen Erste-Hilfe-Maßnahmen ausgebildet werden.

Dazu wurde laut der Experten das Projekt “RaFT” (Rapid Fentanyl Testing in Drogenkonsumräumen) bei der DAH gegründet. Im Rahmen des Bundesmodellprojektes “NALtrain” seien außerdem bisher mehr als 600 Mitarbeiter aus 300 Suchthilfeeinrichtungen geschult und mehr als 1.000 Heroinkonsumenten und Substituierte mit Naloxon ausgestattet worden. Das gemeinsame Programm der DAH, des Instituts für Suchtforschung in Frankfurt am Main sowie Akzept laufe noch bis Juni 2024.