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“Es braucht attraktivere Perspektiven”

Die Co-Leiterin des Greifswald Moor Centrums, Franziska Tanneberger, hat am Sonntag in Mainz zusammen mit Thomas Speidel, Experte für Elektromobilität aus Nürtingen bei Stuttgart, den Deutschen Umweltpreis 2024 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) erhalten. Das Preisgeld in Höhe von 500.000 Euro teilen sich die promovierte Biologin und der Elektrotechnik-Ingenieur.

epd: Seit Jahren betonen Moorforschende, dass Moore nass sein müssen, damit sie klimaschädliches CO2 binden können. Wie steht es denn um die Renaturierung der Moore in Deutschland und weltweit?

Franziska Tanneberger: In Deutschland sind immer noch weit über 90 Prozent der Moore entwässert und setzen daher CO2 frei, anstatt CO2 zu binden – was sie natürlicherweise und ohne unser Zutun könnten. Es werden pro Jahr nur sehr kleine Flächen, weniger als 5.000 Hektar, wieder in einen nassen Zustand gebracht. Zum Erreichen der Klimaziele müssten es pro Jahr mehr als 50.000 Hektar sein.

Weltweit sieht es einerseits besser aus, denn 85 Prozent der Moore sind noch in einem nassen Zustand. Allerdings verlieren wir pro Jahr etwa 500.000 Hektar durch neue Entwässerung. Dieser Trend muss dringend gestoppt werden.

epd: Was müsste getan werden, um bei der Wiedervernässung von Mooren schneller voranzukommen?

Tanneberger: Wir haben im vergangenen Jahr Erfahrungen von 45 Vertretern und Vertreterinnen von zuständigen Behörden sowie Akteuren aus den moorreichen Bundesländern zusammengestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass grundsätzliche Hürden weit verbreitet und ähnlich sind. Die Schwerpunktthemen sind Planung und Verfahren, Kapazitäten, Flächenverfügbarkeit, Zielkonflikte und Spezialwissen sowie Finanzierung.

Und es braucht attraktivere Perspektiven für Flächeneigentümer und -eigentümerinnen und Landnutzende – im Bereich Agrarförderung, aber auch beim Aufbau neuer Wertschöpfungsketten mit Biomasse aus wiedervernässten Mooren. Denn Land- und Forstwirtschaft kann ja weitergehen, nur eben unter nassen Bedingungen. Das ist auch eine echte Chance für die Landwirtschaft.

epd: Sie werden 250.000 Euro Preisgeld erhalten. Was werden Sie damit tun?

Tanneberger: Das Preisgeld wird in die Weiterführung unserer Arbeit als Greifswald Moor Centrum und damit in den Moorschutz fließen.