Ruhig ist es geworden im politischen Berlin. Am Spreeufer, wo sonst Abgeordnete zum Reichstag eilen, flanieren Touristen. Die Sommerwochen nutzen auch Minister, Kanzler und Bundespräsident, um sich zu erholen.
Sommerzeit ist Reisezeit – das gilt auch für Spitzenpolitiker. Nach der Verabschiedung des Bundeshaushalts am Mittwoch durch das Kabinett ist es nun auch für Bundeskanzler, Minister und Ministerinnen soweit. Allerdings, so heißt es aus deren Pressestellen unisono, seien sie “natürlich auch im Urlaub erreichbar”.
Das gilt besonders für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Aber auch im Stand-By-Modus könne er gut abschalten, bekannte er in einem Interview des ARD-Hauptstadtstudios. Und: er könne auch gut faulenzen. Er freue sich darauf, “dass Ruhe herrscht, dass ich Sport machen kann, dass ich die Landschaft genießen kann, und dass ich Bücher lesen kann und dass ich einfach viel Zeit habe zusammen mit meiner Frau”. Auch einfach die Sonne genießen könne er gut. Wo er den Urlaub verbringt, verriet er allerdings nicht.
Sollten Scholz und seine Frau Britta Ernst in Richtung Alpen fahren, könnten sie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier treffen. Wie in den vergangenen Jahren will er dort mit seiner Frau Elke Büdenbender wandern, teilte das Bundespräsidialamt mit. Aber es ziehe die beiden auch an die Küste, wo sie ebenfalls ein paar Tage verbringen wollten. Das Präsidentenpaar beantwortet die Frage nach Berge oder See also mit einem klaren “Sowohl als auch”. Ob ihre inzwischen erwachsene Tochter die beiden begleitet, ist nicht bekannt.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist da auskunftsfreudiger: Der “Bild”-Zeitung verriet er, dass er mit zwei Töchtern und einer Nichte nach Südfrankreich reist. Und diese dazu auch einlädt. Aber unter einer Bedingung: Sie absolvieren mit ihm auch ein wenig Kulturprogramm – auch wenn dies bei Kindern und Jugendlichen nicht immer so hoch geschätzt wird. Danach sei dann aber auch Strand und Chillen angesagt.
Einladen heiße für ihn auch, so Lauterbach weiter, die drei ins Restaurant auszuführen, statt selbst zu kochen. Denn “ich bin alles, aber kein Koch. Niemand würde gerne von mir bekocht werden.” Im Anschluss verreist Lauterbach dann noch mit seiner neuen Lebensgefährtin, der Journalistin und Autorin Elisabeth Niejahr.
Andere Minister und Ministerinnen sind nicht so auskunftsfreudig: Viele wollen sich nicht zu den Urlaubsplänen äußern oder geben nur grobe Ziele an. Schnappschüsse von Touristen – wie etwa aus Wanderurlauben von Scholz-Vorgängerin Angela Merkel bekannt – wollen sie offenbar von vornherein vermeiden. So heißt es etwa knapp, Ernährungsminister Cem Özdemir mache Urlaub “im europäischen Ausland”, Umweltministerin Steffi Lemke sei die freie Zeit zusammen mit ihrer Familie wichtig und Familienministerin Lisa Paus (alle drei Grüne) packe zusammen mit ihrem Sohn und Freunden die Koffer. Sie wolle in Deutschland bleiben.
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) urlaubt “in der Natur”. Innenministerin Nancy Faeser (SPD), die zuletzt wegen der zusätzlichen Grenzkontrollen während der Fußball-Europameisterschaft gefordert war, hat sich unterdessen ein ruhiges Urlaubsprogramm verordnet, allerdings nicht freiwillig. Sie verbringt einige ruhige Tage mit ihrer Familie, um eine Fußverletzung auszukurieren.