Der Tod des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter hat weltweit große Betroffenheit ausgelöst. Er starb nach Angaben seiner Stiftung Carter Center am Sonntag im Beisein seiner Familie in seinem Haus in Plains in Georgia. James Earl Carter wurde 100 Jahre alt und war damit der am längsten lebende Präsident in der Geschichte der USA. In Deutschland würdigten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seinen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte.
Der amtierende US-Präsident Joe Biden würdigte Carter als außergewöhnliche Führungspersönlichkeit, Menschenfreund sowie Mann mit großem Charakter und Mut. „Er hat das Leben von Menschen auf der ganzen Welt gerettet, verbessert und verändert“, erklärten Joe und Jill Biden in Washington. Biden ordnete ein Staatsbegräbnis an.
Der gewählte Präsident Donald Trump erklärte, „wir alle“ seien Carter zu Dank verpflichtet. In der Vergangenheit hatte Trump seinen Amtsvorgänger als „netten Mann“ und „schrecklichen Präsidenten“ verspottet.
US-Präsident war Carter von 1977 bis 1981. Er hatte im Februar 2023 bekannt gegeben, dass er sich nach Krankenhausaufenthalten für eine palliative Pflege zu Hause im Kreis seiner Familie entschlossen habe. 2002 hatte Carter den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen erhalten, internationale Konflikte zu lösen und Demokratie und Menschenrechte zu fördern.
Bundespräsident Steinmeier hob das friedenspolitische Engagement des früheren US-Präsidenten hervor. „Mit Jimmy Carter verliert die Welt einen wichtigen Friedensstifter“, schrieb Steinmeier am Montag in einem Kondolenzbrief an Jason Carter, den Enkel des Ex-Präsidenten.
Bundeskanzler Scholz schrieb am Montagmorgen auf der Plattform X: „Wir trauern mit unseren amerikanischen Freunden um ihren ehemaligen Präsidenten.“ Die Welt verliere einen großen Vermittler, der sich für Frieden im Nahen Osten und für Menschenrechte eingesetzt habe.
Mit dem Versprechen „Ich werde Sie nie anlügen“ war der Nuklear-Ingenieur, Sonntagsschullehrer, Erdnussfarmer und frühere Gouverneur des südlichen Bundesstaates Georgia 1976 zum 39. Präsidenten der USA gewählt worden. In seine Amtszeit fielen die Öl- und Wirtschaftskrisen, die gescheiterte Befreiungsaktion für 52 US-amerikanische Geiseln im Iran und der Streit um nukleare Rüstung einschließlich der Nachrüstung von Pershing-2-Raketen in Deutschland.
Beim Klimaschutz war Carter seiner Zeit voraus. 1979 ließ er Solarzellen auf dem Dach des Weißen Hauses installieren. 1980 verlor Carter die Präsidentschaftswahl gegen den Republikaner Ronald Reagan.
Großes Lob erntete er nach seiner Amtszeit für seinen Einsatz für Menschenrechte, internationale Hilfsprogramme und als Wahlbeobachter. Zusammen mit seiner Ehefrau Rosalynn Carter gründete er 1982 in Atlanta das nach ihm benannte Center. Als besonderen Erfolg feierte die Stiftung die Arbeit gegen die in manchen Ländern Afrikas weitverbreitete verheerende Guinea-Wurm-Erkrankung, die möglicherweise in wenigen Jahren vor der Ausrottung steht.
Jimmy und Rosalynn Carter, die Ende November 2023 im Alter von 96 Jahren starb, waren seit 1946 verheiratet. Vier Kinder gingen aus der Ehe hervor. Die frühere First Lady engagierte sich jahrzehntelang für psychisch Kranke und für Menschen, die pflegebedürftige Angehörige betreuen.
Im Oktober des zu Ende gehenden Jahres beging er in dem rund 500 Einwohner zählenden Plains seinen 100. Geburtstag und gab seine Stimme für die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ab. Der Baptist Carter sprach und schrieb häufig über seinen Glauben. Vor längerem hatte er sich von seiner „Heimatkirche“ distanziert, dem Südlichen Baptistenverband. Carter verurteilte dessen Vorschrift gegen Frauen im Pastorenamt.