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“Ein Bein im Dorf, ein Bein in der Welt”

Wenn Bischof Karl-Hinrich Manzke als Vertreter der deutschen Lutheraner von einer Veranstaltung mit dem Papst in Rom zurückkehrte, dann wartete zu Hause in Bückeburg manchmal schon eine Kinderspielgruppe auf seinen Besuch. Und wenn er zu einem Termin ins Präsidium der Bundespolizei nach Potsdam aufbrach, war vorher zuweilen noch rasch eine Sache mit dem örtlichen Friedhof zu regeln. Als Bischof der evangelischen Landeskirche Schaumburg-Lippe ist Manzke zwischen zwei Lebenswelten gependelt: den deutschlandweiten Aufgaben eines Bischofs und dem Dienst an der Kirchenbasis. Oder wie er es selbst ausdrückt: „Ein Bein im Dorf, ein Bein in der Welt.“ Am Samstag wird Manzke nun mit einem festlichen Gottesdienst in der Bückeburger Stadtkirche nach 14 Amtsjahren in den Ruhestand verabschiedet.

Seit 2009 stand er an der Spitze der kleinen Landeskirche an der Grenze Niedersachsens zu Nordrhein-Westfalen, zu der 22 Gemeinden mit rund 44.000 Mitgliedern gehören. Zudem war er in überregionalem Auftrag unterwegs: als Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und als Beauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für die Seelsorge an der Bundespolizei. „Für mich war diese Kombination ein Glücksfall“, sagt der promovierte Theologe. Er sei mit Leib und Seele Pfarrer, doch die Kirche auch bundesweit mitgestalten zu können, sei für ihn ein „Riesen-Geschenk und ein enormer Vertrauensbeweis“ gewesen.

Schaumburg-Lippe ist bei den Protestanten so etwas wie das Luxemburg der EKD: eine traditionsbewusste Landeskirche auf kleiner Fläche, hervorgegangen aus einem früheren Fürstentum. Durch alle geschichtlichen Wirren hindurch hat sie sich ihre Selbstständigkeit bewahrt. Selbstbewusst mischt sie mit im Konzert der 20 evangelischen Landeskirchen, die meist um ein Vielfaches größer sind als sie selbst: „Wir sind wie ein Kirchenkreis, doch gleichzeitig sind wir auch national und international gefordert“, sagt Manzke, der vorher elf Jahre lang als Superintendent den Kirchenkreis Aurich in Ostfriesland geleitet hat.

Sein Programm bezeichnet er als „öffentlichen Protestantismus“: Danach muss die Kirche die Zusammenarbeit mit der Gesellschaft suchen und darf sich nicht hinter alte Mauern zurückziehen. „Weil es die einzige Chance ist, durch eine starke gesellschaftliche Verankerung die Bindung der Menschen an die Kirche zu wecken.“ Deshalb ging Manzke vor Ort auf die Feuerwehr und das Handwerk zu, auf Sportvereine und Sozialverbände, Unternehmer, Landwirte und Schulen – am besten gemeinsam mit der katholischen Kirche. „Die dienende Kirche ist für mich die Zukunft.“ Und unter anderem deshalb wird Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zu seinem Abschied ein Grußwort sprechen.

Öffentlicher Protestantismus sei anspruchsvoll für die Pastorinnen und Pastoren, sagt Manzke: „Wir brauchen neue Formate: vom Stadionsingen bis zum Einschreibegottesdienst für Lehrlinge und Schulprojekttagen mit allen Schultypen.“ Punkten kann Schaumburg-Lippe dabei mit einem besonders günstigen Personalschlüssel: 1.900 Gemeindemitglieder kommen hier auf eine Pastorenstelle. Damit kann die Landeskirche zahlreiche Bewerberinnen und Bewerber aus ganz Deutschland anlocken.

Privat geht der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder gern schwimmen – möglichst jeden Morgen um 6.15 Uhr. „Die Bückeburger haben mich in ihre Schwimmgemeinschaft aufgenommen.“ Gelegentlich greift er auch zum Tennisschläger, spielt die Violine in einem Orchester und singt Tenor in einem Chor. „Musik und Sport sind neben der Familie meine Leidenschaften“, sagt Manzke. „Und da freue ich mich, im Ruhestand für alles mehr Zeit zu haben.“