Zikaden (Frankreich/Deutschland 2025)
In ihrem dritten Spielfilm erzählt Ina Weisse von zwei Frauen aus verschiedenen Welten. Und doch verbindet die beiden etwas. Sie sind auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Anja (Saskia Rosendahl) lebt mit ihrer kleinen Tochter in einem Dorf in Brandenburg und hält sich mit prekären Jobs über Wasser. Die stilbewusste und weltgewandte Isabell (Nina Hoss) arbeitet in Berlin als Maklerin für Luxusimmobilien. Als sie sich um ihre pflegebedürftigen Eltern kümmern muss, verschlägt es Isabell in die Provinz. Dort trifft sie Anja. Aus der Zufallsbegegnung entwickelt sich eine unerwartete Beziehung zwischen den beiden Frauen. Der Film kreist um Themen, die Menschen jenseits der Lebensmitte beschäftigen. Dabei ist nicht alles logisch. Aber genau das macht „Zikaden“ aus, denn so ist auch das Leben: voller Brüche und Widersprüche.
Regie und Buch: Ina Weisse. Mit: Nina Hoss, Saskia Rosendahl, Vincent Macaigne, Uwe Preuss, Robert Mika. Länge: 99 Min. FSK: ab 6. FBW: ohne Angabe. (epd)
Black Tea (Frankreich/Luxemburg/Taiwan/Mauretanien 2024)
Abderrahmane Sissako, einer der bekanntesten Filmemacher aus dem Afrika südlich der Sahara, macht Migrations- und Fluchtbewegungen zu einem Motiv der Begegnung und des kulturellen Austauschs. „Black Tea“, der im vergangenen Jahr im Wettbewerb der Berlinale vertreten war, beginnt mit einer kollektiven Hochzeitszeremonie in der Elfenbeinküste. In deren Verlauf entscheidet sich Aya (Nina Mélo) allerdings gegen das Heiraten. Sehr zur Überraschung aller Gäste und des Bräutigams sagt sie auf die Frage „Willst du?“ schlicht „Nein“. Danach beginnt sie ein neues Leben in Chocolate City, einem Stadtteil der chinesischen Hafenstadt Guangzhou. Dabei räumt Sissako mit Klischees und Vorurteilen auf und erinnert auf sanfte Weise daran, dass Menschen aus aller Welt mehr verbindet als trennt: Sehnsucht nach Liebe und Glück.
Regie: Abderrahmane Sissako. Buch: Abderrahmane Sissako, Kessen Tall. Mit: Nina Mélo, Han Chang, Ke-Xi Wu, Michael Chang, Pei-Jen Yu, Wei Huang. Länge: 109 Min. FSK: ab 6. FBW: ohne Angabe. (epd)
Loyal Friend (USA 2024)
Der Literaturprofessor Walter Meredith (Bill Murray), ein typischer New-York-Intellektueller, begeht Suizid. Walters älteste und beste Freundin Iris (Naomi Watts) soll sich nun um Walters riesige Dänische Dogge Apollo kümmern. Bald entwickelt sich eine unerwartete Nähe zwischen ihr und dem Hund. Die Adaption von Sigrid Nunez Bestsellerroman „Der Freund“ weiß das Abgleiten in Richtung Kitscg recht gut zu vermeiden. Dem Regieduo Scott McGehee und David Siegel gelingt es, eine Charakterstudie mit einer glaubhaften Geschichte über Hundeliebe zu verknüpfen und etwas darzustellen, von dem eher selten erzählt wird: die ungemein enge Beziehung zwischen einer Frau und einem (größtenteils abwesenden) Mann, die in allererster Linie eine platonische Freundschaft ist.
Regie und Buch: Scott McGehee, David Siegel. Mit: Bill Murray, Naomi Watts, Cloé Xhauflaire, Susan Wands, Josh Pais, Carla Gugino. Länge: 119 Min. FSK: ab 6. FBW: ohne Angabe. (epd)
Wilhelm Tell (Großbritannien/Italien/USA/Schweiz/Deutschland 2024)
Nick Hamm verwandelt Friedrich Schillers Drama „Wilhelm Tell“ in ein Schlachtgemälde. Tell (Claes Bang), ein Veteran der Kreuzzüge – das Jahr ist 1307 -, hatte sich eigentlich in eine Schweizer Landidylle zurückgezogen. Doch als er von der österreichischen Besatzungsmacht gezwungen wird, seinem Sohn Walter mit der Armbrust einen Apfel vom Kopf zu schießen, sinnt er auf Rache. Und es wird klar: Die Tyrannen, allen voran Reichsvogt Hermann Gessler (Connor Swindells), werden Tells Kriegsexpertise zu spüren bekommen. Die Entwicklung der Charaktere vollzieht sich dabei genauso vorhersehbar wie die immer wieder in Gewalt mündenden Wendungen der Handlung. Auch wenn Hamms „Wilhelm Tell“ einen historisierend hohen Ton beibehält, gilt sein Hauptinteresse doch spektakulären Schauwerten.