Die Landessynode setzt ein deutliches Signal für Frieden in der Gesellschaft
Von Constance Bürger und Sibylle Sterzik (mit epd)
Vor dem Hintergrund des Luftschlags des US-amerikanischen geführten Bündnisses gegen syrische Stellungen zeigte sich am vergangenen Samstag die Aktualität der tagenden Landessynode: Die 114 Syno dalen setzten im Rahmen ihrer Frühjahrssynode in der St. Bartholomäuskirche in Berlin-Friedrichshain ein deutliches Signal für mehr Bemühungen um Frieden und Gerechtigkeit.
Die Landeskirche fordert die Bundesregierung auf, Waffenlieferungen in Konfliktgebiete dringend zu unterbinden und die zivile Konfliktprävention und -bearbeitung deutlich auszubauen. „Wir wollen unsere Hoffnung auf eine Welt des Friedens deutlicher und konkreter zur Sprache bringen“, heißt es in einem Beschluss. Die Landessynode verlangt von der Bundesregierung ein strikteres Waffenexportgesetz, „um die bisherige geheime, willkürliche und ausufernde Praxis der Exportgenehmigungen zu beenden.“ Damit geht die EKBO weitere Schritte auf dem Weg zu einer Kirche des gerechten Friedens. Sie ruft Gemeinden dazu auf, sich neu mit der Friedensbotschaft des Evangeliums auseinanderzusetzen. „Die Gemeinden warten darauf, dass es ein Wort gibt“, sagte Superintendent Uwe Simon vom Kirchenkreis Oberes Havelland. In der Erklärung „In Frieden mit den Religionen“ würdigt die Synode die ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit in der Region. Sie weist aber auch daraufhin, dass teilweise die nötige Dialogbereitschaft und interkulturelle Kompetenz in Kirchengemeinde fehle. Die Synode ermutigt Gemeinden, Gelegenheiten für den offenen Austausch anzubieten und bittet die Kirchenleitung, diesen Prozess zu unterstützen. Außerdem ruft sie die Landesregierungen in Berlin, Brandenburg und Sachsen auf, „den jüdischen, christlichen und muslimischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen zu fördern“. Denn der Religionsunterricht sei ein wichtiges Mittel gegen die Ausbreitung von Antisemitismus. Angeregt hatte das Bischof Dröge in seinem Wort an die Synode. „Wenn Kinder in der Schule Vorurteile weitertragen, die sie andernorts gehört und gelernt haben, dann muss in der Schule religionspädagogische Verantwortung übernommen werden. Kinder müssen Gelegenheit bekommen, die eigene und die Religion anderer kennen und respektieren zu lernen.“ Religion aus der Schule zu verbannen, sei „grob fahrlässig“. Zudem brauche das Land in Deutschland ausgebildete Imame. „Ich hoffe, dass alle an den Verhandlungen Beteiligten weiter nach einem Weg suchen, der es ermöglicht, eine wissenschaftliche Ausbildung für islamische Theologinnen und Theologen an der Humboldt- Universität zu etablieren.“ Auch zwischen Deutschen und zugezogenen Polen in Brandenburg und Sachsen herrscht nach Aussage des Görlitzer Generalsuperintendenten Martin Herche oft eine große Fremdheit. Von polnischer Seite werde die Oder mitunter als „Grenze zu den Ungläubigen“ gesehen, sagte Herche. So seien evangelische Traditionen für traditionell katholisch geprägte Polen oft sehr fremd. Deshalb sei ein Dialog nötig, der das gegenseitige Gefühl dafür schaffe, dass sowohl Katholiken als auch Protestanten Christen seien. Die Synodalen diskutierten, inwiefern die Gemeinden Erklärungen der Synode überhaupt zur Kenntnis nähmen. „Es ist nur ein Papier, wem nutzt schon eine Verlautbarung“, sagte Ulrich Lampe. Er wies daraufhin, dass in der Hannoverschen Landessynode mit dem Beschluss, sich auf den Weg zur Kirche des gerechten Friedens zu machen, ein Fonds eingerichtet wurde, um Projekte der Friedensarbeit in Gemeinden finanziell zu unterstützen. Harald Iber beklagte, dass eine Friedenssteuer in der Erklärung keine Rolle spielte. Bischof Dröge machte den Synodalen Mut: „Es wird von den gesellschaftlichen Trägern genau wahrgenommen, was wir für eine Position entwickeln.“ Die Landessynode beschloss eine Änderung ihrer Grundordnung. In der kommenden Legislaturperiode wird die Synode verkleinert – von 114 auf 108 Personen. Eine Frauenquote, wie von einer Synodalin vorgeschlagen, wird nicht eingeführt. Die Vertretung durch die Jugend wird gestärkt. Die Synodalen verabschiedeten zudem Änderungen beim Wahlrecht für die Gemeindekirchenräte. Die Konfirmation ist von Mai an keine Bedingung mehr für die Beteiligung an Wahlen, wahlberechtigt sind nun alle Gemeindeglieder ab 14 Jahren. Auch für die Mitgliedschaft im Gemeindekirchenrat ist die Konfirmation nicht mehr unbedingte Voraussetzung. Gewählt werden können nun Gemeindeglieder, die „konfirmiert oder in anderer Weise mit den Grundlagen des christlichen Glaubens und des kirchlichen Lebens vertraut gemacht“ sind. Damit sind Personen gemeint, die als Erwachsene getauft wurden, und solche, die längere Zeit im Gemeinde leben integriert waren, ohne konfirmiert zu sein. Gemeindekirchenrat und Ordinierte sollen jeweils im Gespräch mit der Person darüber urteilen. Die Anträge aus der Berliner Hoffnungskirchengemeinde Neu- Tegel und der Vaterunser-Gemeinde wurden an die Kirchenleitung verwiesen. Vorab hatte der Ständige Haushaltsausschuss den Synodalen empfohlen, sie abzulehnen. Die Kirchengemeinden verweisen darin auf die schwierige finanzielle Situation, die sich durch die landeskirchliche Forderung nach Substanzerhaltungsrücklagen verstärkt. „Das Anliegen bedrängt die Kirchengemeinden heftig“, sagte Bernd Bothe aus dem Kirchenkreis Spandau. „Wir bauen auf lebendigen, nicht auf toten Steinen.“ Die Kirchenleitung hat auf der Synode zwei neue Mitglieder bekommen: Andreas Hoffmann (40), Gymnasiallehrer aus Nauen und Mitglied im Gemeindekirchenrat in Döbern (Kirchenkreis Senftenberg- Spremberg), sowie Carsten Bolz (57), Superintendent im Berliner Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf.