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Diakonie-Chef: Pflege muss im Bundestagswahlkampf thematisiert werden

Der niedersächsische Diakonie-Chef Hans-Joachim Lenke hat angemahnt, das Thema Pflege im Bundestagswahlkampf „nicht unter den Tisch fallen“ zu lassen. Er fordere eine Reform der Pflegeversicherung, „ansonsten kann sich Pflege kaum noch jemand leisten“, sagte Lenke dem Evangelischen Pressedienst am Freitag in Hannover. Pflege werde zunehmend zu einer Armutsfalle und müsse für Pflegebedürftige und deren Angehörige finanziell berechenbar werden. „Unser Vorschlag ist eine Pflegevollversicherung mit einem beschränkten Eigenanteil einzuführen, die mit einem höheren Steueranteil finanziert wird.“

Lenke zufolge hat sich der durchschnittliche Eigenanteil für stationäre Pflege in Niedersachsen um 286 Euro erhöht und liegt nun bei 2.639 Euro im landesweiten Mittel. Die durchschnittliche Rente von Männern betrage jedoch in Niedersachsen 1.366 Euro, Frauen erhielten im Schnitt 1.075 Euro. „Da wundert es kaum mehr, dass die Anträge zur Hilfe zur Pflege – also Sozialhilfe – in den letzten Jahren auch deutlich zugenommen haben“, betonte Lenke.

Neben der finanziellen Situation müsse dringend die Personalsituation verbessert werden. Bis 2035 würden rund 40 Prozent der derzeit in Niedersachsen registrierten Pflegekräfte in den Ruhestand gehen. „Diesen Weggang können wir nicht nur mit Nachwuchskräften kompensieren. Dazu benötigen wir auch Fachkräfte aus dem Ausland.“ Lenke appellierte an die Parteien, Lösungen für die schnellere und bürokratiearme Anerkennung von Berufsabschlüssen zu finden.

Lenke forderte zudem eine Willkommenskultur, um die Attraktivität des Arbeitgeberstandorts Deutschland zu steigern. Kürzungen bei Unterstützungsangeboten wie Sprachkursen seien kontraproduktiv. Populistische Debatten behinderten die notwendige Einwanderung in den Pflegesektor.