Absperrgitter und Planen verdecken das jüdische Mosaik im Karlsruher Garten der Religionen. Normalerweise sind auf dem insgesamt etwa drei Meter großen, runden Bodenmosaik die „sieben Früchte des Heiligen Landes, eingebettet in den Davidstern“ zu sehen. Vor einigen Tagen hatten Unbekannte jedoch Mosaiksteinchen an einer mehr als 30 Zentimeter großen Stelle herausgerissen. Übrig blieben nur Scherben.
Weil es sich um eine politisch motivierte Straftat handeln könne, ermittele das Staatsschutzdezernat der Polizei Karlsruhe, sagte ein Polizei-Sprecher am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vor Ort seien mögliche Spuren gesichert worden, die jetzt ausgewertet würden. Tatverdächtige gebe es bislang nicht.
Auf den Vandalismus reagierten Religionsvertreter und die Stadt betroffen. Der Garten symbolisiere das friedliche Miteinander der Religionen, sagte die geschäftsführende Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft Garten der Religionen“, Mirja Kon-Thederan, am Dienstag dem epd. Dass ein Stück des jüdischen Mosaiks zerstört wurde, sei ein „verheerendes Symbol“ für einen Ort des Zusammenstehens.
Zudem sei ein antisemitischer Vorfall nicht auszuschließen, sagte Kon-Thederan. Die Steinchen seien aufgesammelt worden und würden von der Arbeitsgemeinschaft aufbewahrt. Auf der zerstörten Stelle inmitten des Davidsterns waren Weintrauben abgebildet. Am Montag wurde dann das gesamte Mosaik im jüdischen Teil des Gartens abgedeckt und abgesperrt.
Der evangelische Dekan Thomas Schalla bezeichnete die Zerstörung als „Skandal“. Der Garten der Religionen sei ein Ort des Gesprächs und der Versöhnung zwischen den Religionen. „Der Vandalismus trifft deshalb nicht nur die jüdische Tradition, sondern alle Religionsgemeinschaften gleichermaßen“, sagte Schalla.
Schäden an anderen religiösen Mosaiken gebe es nicht, sagte ein Sprecher der Stadt Karlsruhe. Die Stadt werde das Mosaik voraussichtlich im Frühjahr 2025 wieder instandsetzen. Sie hatte den Vorfall am Montag öffentlich gemacht und Strafanzeige erstattet. Es sei nicht auszuschließen, dass es sich um eine „gezielte, politisch motivierte Beschädigung“ handele.
„Diese Tat macht betroffen, gerade weil der Garten der Religionen ein offener Ort der Einkehr und der Reflexion ist“, so Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). Die Bürgerschaft haben die Einrichtung des Gartens als ihr Projekt zum 300-jährigen Stadtgeburtstag 2015 gewählt. Daher habe der Garten für die Stadt eine ganz besondere Bedeutung.
2015 hatten die Karlsruher Religionsgemeinschaften den öffentlich zugänglichen, kreisförmigen „Garten der Religionen“ angelegt. Darin finden sich fünf kleinere Kreise, jeweils für eine der fünf Weltreligionen: Buddhismus, Christentum, Islam, Judentum und Hinduismus.