Wieder ist Ostern überschattet von Krieg und Krisen. Doch für Christen steht das Fest der Auferstehung Jesu für die Hoffnung und den Aufruf zur Umkehr. Das wurde auch in vielen Osterbotschaften deutlich.
Christen auf der ganzen Welt haben am Sonntag das Osterfest gefeiert und für Frieden und Verständigung gebetet. Auf dem Petersplatz in Rom sprach Papst Franziskus, der weiterhin geschwächt ist, den traditionellen Segen “Urbi et orbi” persönlich. In Deutschland nutzten Bischöfe ihre Osterpredigten für Appelle gegen Hass und Nationalismus. Bereits am frühen Samstagmorgen hatten die Feiern zur Erinnerung an die Auferstehung Jesu Christi in der Jerusalemer Grabeskirche begonnen.
In seiner Osterbotschaft kritisierte der Papst den Krieg in Gaza wie auch zunehmenden Antisemitismus. “Den leidenden Christen in Palästina und Israel wie dem gesamten israelischen und palästinensischen Volk bekunde ich meine Nähe”, so das katholische Kirchenoberhaupt. Die Ansprache vom Balkon des Petersdoms ließ er von seinem Zeremonienmeister, Erzbischof Diego Giovanni Ravelli, verlesen. Anschließend spendete er mit schwacher Stimme den Ostersegen “Urbi et orbi” (Der Stadt und dem Erdkreis). Der 88-jährige Franziskus erholt sich derzeit von schweren Atemwegsinfektionen. Der Ostermesse am Vormittag auf dem Petersplatz war er ferngeblieben, traf an seinem Wohnsitz jedoch kurz mit US-Vizepräsident JD Vance zusammen.
Der Papst bezeichnete das “wachsende Klima des Antisemitismus, das sich in der ganzen Welt ausbreitet”, als besorgniserregend. Mit Blick auf den Gazakrieg appellierte er an die Kriegsparteien, “das Feuer einzustellen, die Geiseln freizulassen und den Menschen zu helfen, die hungern und sich nach einer friedlichen Zukunft sehnen!”
Das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken rief zum Gebet auf für die christlichen Gemeinschaften im Libanon und in Syrien. Zudem denke er an die Menschen im Jemen, die aufgrund des Krieges eine der schlimmsten “verlängerten” humanitären Krisen der Welt durchlebten. Franziskus bat um Einsatz für Frieden in der Ukraine und im Südkaukasus, auf dem westlichen Balkan und in der Demokratischen Republik Kongo, im Sudan und im Südsudan. Zudem wandte er sich gegen Aufrüstung und die Unterdrückung der Religionsfreiheit. Nach dem Segen drehte er unter dem Jubel von Tausenden Gläubigen im Papamobil einige Runden über den Petersplatz.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, sieht im Christentum eine wichtige Wurzel für Menschenrechte und die Achtung der menschlichen Würde. Vieles, was heute im Miteinander als selbstverständlich gelte, habe seinen Ursprung in dem, was Christen und Christinnen der ersten Jahrhunderte in die damalige Gesellschaft eingebracht hätten, sagte Bätzing im Limburger Dom.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, warb im ZDF-Ostergottesdienst dafür, Zuversicht weiterzugeben und nicht allein Katastrophenmeldungen zu teilen. Die Hamburger Bischöfin nannte das Osterfest ein “Freudenfest mit trotziger Hoffnung und unbeirrbarer Liebe zum Leben”. Und das gelte auch “in diesen wunden Zeiten, in denen so viel Hass und Krieg und Tod die Menschen verzweifeln lässt”.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx appellierte an die Kirche, realistisch mit der religiösen Situation in Deutschland umzugehen. Sie dürfe aber nicht nur auf die Zahl der Gläubigen und die Menge ihrer Institutionen schauen, so Marx mit Blick auf jüngste Kirchenstatistiken. Bedeutung erhalte die Kirche dadurch, etwas sagen zu können, das für alle wichtig sei.
Mit der lateinischen Gebetsliturgie in der Grabeskirche hatten am frühen Samstagmorgen in Jerusalem die Osterfeiern begonnen. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, warnte davor, sich immer wieder “auf die Entscheidungen der Politik, der Gesellschaft und sogar des religiösen Lebens” zu stützen, “die uns jedes Mal ihre Leere bestätigen”.
In diesem Jahr fällt der Ostertermin der Orthodoxen mit dem Datum bei Katholiken und Protestanten zusammen. Der katholischen Osternacht folgte deshalb in der Jerusalemer Grabeskirche die über 1.200 Jahre alte Liturgie des “Heiligen Feuers”. Sie gilt als Höhepunkt der orthodoxen Osterfeiern im Heiligen Land.
In Moskau besuchte Präsident Wladimir Putin die nächtliche Ostermesse in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, die der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. zelebrierte. Der Präsident stand mit großem Abstand zu den Gläubigen neben Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin und bekreuzigte sich mehrmals. In der Hand hielt er eine brennende rote Kerze.