Rostock-Warnemünde. Die scheidenden Bischöfe in Mecklenburg-Vorpommern, Andreas von Maltzahn (Schwerin) und Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald), haben zu christlichem Engagement im Gemeinwesen ermuntert. Der öffentliche Raum könne noch mutiger bespielt werden, sagte Maltzahn in Rostock-Warnemünde in seinem letzten Bericht vor der Synode der Nordkirche. Abromeit sagte, Relevanz hänge nicht von Zahlen ab.
Beide Bischöfe scheiden in diesem Jahr aus dem Amt. Zu ihrem Nachfolger ist am Freitag Tilman Jeremias (Rostock) gewählt worden. Dass es künftig nur noch einen Bischof in MV geben wird, war bereits bei Gründung der Nordkirche 2012 festgelegt worden. Tilman Jeremias wird am 31. Oktober eingeführt, sein Bischofssitz wird in Greifswald sein.
Beim Dorffest dabei
Die Kirchengemeinden würden zunehmend aufgeschlossener gegenüber dem Gemeinwesen, sagte Abromeit. An vielen kommunalen Veranstaltungen wie Dorffesten, Jubiläen oder Feuerwehrfesten beteilige sich die Kirche. Kirche sei nach wie vor eine große Organisation, die gerade auf dem ansonsten strukturschwachen Land wahrgenommen werde und die trotz DDR-Geschichte häufig einen erstaunlich großen Vertrauensvorschuss genieße.
Zugleich bezeichnete er die kleiner werdenden Kirchenmitgliederzahlen in Pommern als schmerzlich und dramatisch. Die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder in Pommern sank zwischen 2001 und 2017 um etwa ein Drittel von fast 110.500 auf rund 79.600. Es wäre Nonsens, vom Rückgang der Zahlen auf ein Versagen der Hauptamtlichen oder überhaupt auf irgendjemandes Schuld zu schließen. Dass Menschen zum Glauben kommen, hänge an vielen Faktoren.
Andreas von Maltzahn äußerte den Wunsch, dass auf allen Ebenen der Kirche eine missionarische Grundorientierung wiedergewonnen wird. Dabei verbiete sich jedoch jede Form von Vereinnahmung oder gar Überwältigung. Entscheidend für das Kirche-Sein bleibe die Frage, "ob und wie wir mit den Armen leben".
Mehr Präsenz in sozialen Netzwerken
Kirche müsse nach neuen Formen der Kommunikation ihres Glaubens suchen, sagte Maltzahn. Um gegenseitige Vorbehalte zwischen Konfessionslosen und Christen zu verringern, sei ein "forciertes Miteinander" für gemeinsame Interessen am ehesten geeignet, wie es beispielsweise in Initiativen gegen Rechtsextremismus, in der Tafel- oder Flüchtlingsarbeit an vielen Orten längst Praxis sei.
Maltzahn wies zudem darauf hin, dass Kirche in den sozialen Netzwerken Seelsorge und Lebensberatung allenfalls punktuell anbiete. Der Gemeindedienst der Nordkirche entwickle daher ein Projekt, damit sich Christen in die digitalen Diskussionsforen als "Botschafter" Ihrer Kirche einbringen können.
Die Kirche wolle auch angesichts des demografischen Wandels in der Fläche präsent sein, sagte der Schweriner Bischof. Dazu gehöre, überall auf Anfrage hin Seelsorge und Amtshandlungen wie Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen anzubieten. Denkbar sei hingegen, Gottesdienste nur dort zu feiern, wo die jeweiligen Gemeindeglieder oder Bewohner diese wirklich wünschen und dafür Verantwortung übernehmen.
Gemeinsame Leitung
Abromeit und Maltzahn haben während ihrer Amtszeit in der Nordkirche den Sprengel Mecklenburg und Pommern gemeinsam geleitet. Maltzahn wird ab Mai Studienleiter im Predigerseminar der Nordkirche in Ratzeburg. Abromeits Bischofszeit endet im September 2019. Einige Monate später geht er in den Ruhestand.
Die Nordkirche war Pfingsten 2012 durch Fusion der einstigen Landeskirchen von Nordelbien, Mecklenburg und Pommern gegründet worden. Sie hat heute rund zwei Millionen Gemeindeglieder und umfasst die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg. Gegliedert ist sie in drei Sprengel, 13 Kirchenkreise und etwa 1.000 Kirchengemeinden.
Das Bischofsamt wird derzeit gemeinsam von Landesbischof Gerhard Ulrich und den Bischöfen Gothard Magaard (Schleswig), Kirsten Fehrs (Hamburg und Lübeck), Andreas von Maltzahn und Hans-Jürgen Abromeit wahrgenommen. Zum Sprengel Mecklenburg und Pommern gehören zwei Kirchenkreise mit insgesamt knapp 247.000 Christen. (epd)