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Berlinale endet mit Überraschungen und politischen Positionierungen

Mit einem Publikumstag sind am Sonntag die 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin zu Ende gegangen. Zuvor waren am Samstag zahlreiche Preise vergeben worden, darunter die begehrten Berlinale-Hauptpreise, der Goldene und die Silbernen Bären. Als bester Film ausgezeichnet wurde das Raubkunst-Dokudrama „Dahomey“ der französisch-senegalesischen Filmemacherin Mati Diop. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sprach von einer Berlinale, die „die ganze Vielfalt an Geschichten und Perspektiven der Welt nach Berlin gebracht“ habe. Sie dankte ausdrücklich dem scheidenden Leitungsduo Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian.

Die Preisgala am Samstag im Berlinale-Palast war geprägt von überraschenden Jury-Entscheidungen und etlichen Statements zur Beendigung des Krieges im Gaza-Streifen. Den Goldenen Bären vergab die Jury unter Leitung der kenianisch-mexikanischen Schauspielerin und Filmemacherin Lupita Nyong’o an ein dokumentarisches Format: „Dahomey“ von Mati Diop erzählt die Geschichte von 26 Kunstschätzen des Königreichs Dahomey, die nach rund 130 Jahren von Paris ins heutige Benin zurückkehren.

Deutschland kann sich über einen Silbernen Bären freuen: Von zwei deutschen Beiträgen im Wettbewerb war Matthias Glasner erfolgreich. Er bekam den Silbernen Bären für das Beste Drehbuch. In seinem Streifen „Sterben“ mit Lars Eidinger und Corinna Harfouch breitet er eine komplizierte Familiensituation aus.

Der Silberne Bär „Großer Preis der Jury“ ging an „A Traveler’s Needs“ von Hong Sangsoo (Südkorea) mit Isabelle Huppert. Weitere Silberne Bären bekamen „L’ Empire“ (The Empire) von Bruno Dumont (Preis der Jury) und Nelson Carlos De Los Santos Arias aus der Dominikanischen Republik für „Pepe“ (Beste Regie).

Den Silbernen Bären für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle erkannte die Jury Sebastian Stan für seinen Edward in „A Different Man“ (USA) zu. Der Silberne Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle ging an Emily Watson für ihre Schwester Mary in „Small Things Like These“. Für eine Herausragende Künstlerische Leistung wurde außerdem Martin Gschlacht für seine Kameraarbeit in „Des Teufels Bad“ (Österreich/Deutschland) mit einem Silbernen Bären bedacht. Insgesamt waren 20 Produktionen mit 30 beteiligten Ländern im Wettbewerb um die acht Bären-Trophäen.

Außer den Hauptpreisen wurden viele weitere Ehrungen vergeben. Den mit 5.000 Euro dotierten Amnesty-Filmpreis erhielt der jordanische Film „The Strangers’ Case“. Er schildert die Odyssee einer Flucht aus Syrien. Den mit 5.000 Euro dotierten Friedensfilmpreis von Heinrich-Böll-Stiftung und Weltfriedensdienst e.V. erhielt der Dokumentarfilm „Favoriten“ der Österreicherin Ruth Beckermann. Die Ökumenische Jury ehrte die Filme „My Favourite Cake“ (Iran/Internationaler Wettbewerb), „Sex“ (Norwegen/Panorama) und „Maria’s Silence“ (Lettland/Litauen 2024/Forum).

Bereits am Dienstag war der US-amerikanische Regisseur und Produzent Martin Scorsese für sein Lebenswerk mit dem Goldenen Ehrenbären geehrt worden. Im April übernimmt die US-Amerikanerin Tricia Tuttle die Festivalleitung.