Ludwigslust. Ein junger Mann mit Rollkoffer rast über den Bahnsteig. Treppauf. Folgt den provisorisch angeklebten Zetteln „WC“. Er findet einen Container, darin scheint nur ein Behinderten-WC zu sein, egal, er will die Tür aufmachen – verschlossen. Er wird blass. Rast zum Bahnsteig zurück. Was würde in dieser Situation ein Rollstuhlfahrer machen? Ein Mensch mit Rollator? Der Bahnhof in Ludwigslust ist eine große Baustelle und wird es auch noch mindestens zwei Jahre bleiben.
Eine Anlaufstelle bei Sorgen und Nöten, erst mal für vier Tage in der Woche jeweils vier Stunden, ist nun da: Die Bahnhofsmission in Ludwigslust hat ihren Dienst aufgenommen und ist mit einer Andacht von Stadtkirchenpastorin Katharina Lotz und Kantorin Annegret Böhm feierlich eröffnet worden. Zu den hellen und freundlich eingerichteten Räumen – ein großer und ein ein kleiner Raum sowie eine kleine Küche – gehören auch zwei Klos. Darum beneiden die Schweriner Bahnhofsmissionsmitarbeiter ihre Kolleginnen und Kollegen in Ludwigslust, wie Cornelia Dührsen, eine der angereisten Ehrenamtlichen, in ihrem Grußwort sagte. Der Raum der Bahnhofsmission in Schwerin liegt zwar zentraler, ist aber kleiner, hat kein Fenster – und keine Toiletten.
Ehrenamtliche gesucht
Zehn Ehrenamtliche stehen in Ludwigslust zur Verfügung, Erek Diefenbach ist mit elf Stunden als Koordinator angestellt, leider konnte er wegen Erkrankung nicht an der Eröffnung mit vielen Gästen und einigen Grußworten teilnehmen. Alle hoffen, dass noch weitere Ehrenamtliche dazukommen, um mehr Öffnungszeiten anbieten zu können.

Bisher können sie donnerstags, freitags, sonntags und montags von 14 bis 18 Uhr die Bahnhofsmission offen halten. Dies sind Zeiten, die der Bahnhof Ludwigslust als die am meisten frequentierten angegeben hat. „Wir werden sehen, wann am meisten los ist und können uns anpassen“, sagt Marie-Claire Heuer. Sie ist Fachbereichsleiterin für die Bahnhofsmissionen in Mecklenburg beim Träger, der Sozial-Diakonischen Arbeit – Evangelische Jugend.
Dringend nötig ist in Ludwigslust ein barrierefreier Zugang zur Bahnhofsmission. Es gibt keinen Eingang von der Gleisseite her, nur ein Fenster. Man muss durch das Bahnhofsgebäude hindurchgehen, über Stufen heraustreten, um dann über eine Treppe in die Bahnhofsmission zu kommen.
Aufzüge in der Planung
Nach den Bauarbeiten wird es Aufzüge und Rampen am Bahnhof geben, aber der Zugang auch für die Ehrenamtlichen aus ihren Räumen heraus gleich zu den Gleisen wäre kürzer. Und die Frauen und Männer, erkennbar an ihren blauen Westen, wären präsenter, sagt Heuer.