Artikel teilen:

Antisemitismus-Beratungsstelle: Fünffacher Bedarf seit 7. Oktober

Der Hamas-Terror vom 7. Oktober hat auch in Deutschland Spuren hinterlassen. Die Zahlen einer Antisemitismus-Beratungsstelle zeigen fünfmal soviel Beratungsbedarf wie im Jahr davor.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel hat die bundesweite Antisemitismus-Beratungsstelle Ofek fünfmal so viele Beratungsanfragen bekommen wie im Jahr davor. Seit dem 7. Oktober 2023 habe es 1.858 Anfragen gegeben, teilte die Organisation am Sonntag in Berlin mit und sprach von einer “Opferberatung im Ausnahmezustand”. Zwischen der Gründung des Vereins im Juli 2017 und Anfang Oktober 2023 habe man insgesamt bundesweit 1.240 Fälle verzeichnet.

“Die Beratungsstatistik spiegelt den Ausnahmezustand, in dem die jüdische Gemeinschaft in Deutschland sich befindet”, so Ofek weiter: “90 Beratungsfälle beziehen sich auf die Kategorie extremer Gewalt, 194 Beratungsfälle handeln von sonstigen Formen tätlicher Gewalt einschließlich Nötigung und Drohung. Bei 1.427 Fällen geht es um verletzendes Verhalten als Teil des Alltags von Betroffenen.”

Der “enthemmte Vernichtungsantisemitismus vom 7. Oktober 2023” und die Häufung antisemitischer Vorfälle mit Aufrufen zur Gewalt gegen jüdische Personen und Einrichtungen hätten einen besonderen Bedarf an professioneller Unterstützung hervorgerufen, hieß es weiter. Hervorzuheben seien auch 23 Beratungsfälle mit Verschränkung zwischen Antisemitismus und sexualisierter Gewalt.

Angesichts einer “sich radikalisierenden antisemitischen Grundstimmung” gebe es zudem einen hohen Bedarf an Fachberatung “bei Vorfällen im Schul- und Hochschulkontext, in Kunst- und Kultur, in Betrieben, Vereinen, bei der Polizei und Verwaltung, im Gesundheitswesen, im Netz”.

Zusätzlich zur Beratung von Betroffenen und deren Angehörigen zeige sich dabei ein “außergewöhnlich hoher Bedarf an institutioneller Beratung für Hochschulen, Schulen, Gedenkstätten, jüdische Museen, Kunst- und Kultureinrichtungen, Parteien und Verwaltung”.

Der Verein Ofek ist nach eigenen Angaben die erste Fachberatungsstelle in Deutschland, die auf Antisemitismus und Community-orientierte Beratung spezialisiert ist. Sie berät bei Fällen von Antisemitismus ungeachtet ihrer strafrechtlichen Relevanz und bietet auch Institutionen Beratung bei Gewalt und Diskriminierung an.

Es gibt eine täglich erreichbare bundesweite Hotline unter +49 800 664 52 68. Regional arbeitet der Verein in Berlin, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Darüber hinaus ist Ofek Träger von zwei Meldestellen für antisemitische Vorfälle des Verbandes Rias in Sachsen-Anhalt und Sachsen.