Damit Mädchen in Afrika die gleichen Bildungschancen haben wie Jungen, braucht es laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) mehr Aufklärung über die Menstruation. „Eines von zehn Mädchen in Subsahara-Afrika geht während der Periode nicht zur Schule“, sagte die Referatsleiterin des Projektmanagements der DSW, Miriam Riechers, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Viele Mädchen wüssten nicht, dass die Menstruation etwas Natürliches ist, sagte Riechers mit Blick auf den Weltmädchentag am 11. Oktober. Sie seien dann überrascht von ihrer Menstruation, „weil das Thema in den Familien immer noch nicht so besprochen wird, wie es eigentlich notwendig wäre“. Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung setzt sich in den ostafrikanischen Ländern Uganda, Tansania, Kenia und Äthiopien für die Sexualaufklärung von Jugendlichen ein.
Mädchen verpassen bis zu 50 Schultage im Jahr
Nicht nur die Mädchen selbst, sondern auch Familie, Lehrpersonen und Gemeinden benötigten mehr Aufklärung, sagte Riechers. Vielerorts werde die Menstruation als unsauber wahrgenommen. „Die Mitschülerinnen und Mitschüler machen sich über die Mädchen lustig. Aus Scham bleiben diese dann zu Hause.“ Zudem gebe es an vielen Schulen keine Möglichkeit, sich zu waschen oder die Binde zu wechseln. In Kenia verpassten die Mädchen bis zu 50 Schultage im Jahr. Durch die zahlreichen Fehlstunden hätten sie einen deutlich schlechteren Notendurchschnitt als ihre Mitschüler.
In Ostafrika gebe es vor allem eine Kluft zwischen Stadt und Land, sagte Riechers. Insbesondere in ländlichen Regionen hätten Mädchen aufgrund von Lieferschwierigkeiten und Armut oftmals keinen Zugang zu Hygieneprodukten. Eine Packung Binden koste vielerorts so viel wie ein durchschnittlicher Tageslohn. Einige Mädchen benutzten Blätter oder alte Lappen, die zu Entzündungen und schlimmstenfalls sogar zu Unfruchtbarkeit führen könnten.
Durch die hohen Kosten steigt laut der Expertin auch die Gefahr sexuellen Missbrauchs und von Ausbeutung. „In Tansania erzählen die Kolleginnen immer wieder davon, dass es Motorradfahrer gibt, die junge Mädchen zur Schule bringen und ihnen Geld für Sex geben, damit diese ihre Menstruationsprodukte bezahlen können.“
Das könne zu einem Teufelskreis werden
Riechers warnt, in vielen Ländern dürften die Mädchen nicht zurück zur Schule kommen, wenn sie schwanger gewesen seien. Dabei sei der Abschluss eine wichtige Voraussetzung für ein eigenständiges Leben. Ein wichtiger erster Schritt sei der Zugang zu wiederverwendbaren Hygieneprodukten wie selbstgenähten Binden und Menstruationstassen.
Trotz der Probleme sieht Riechers auch positive Trends. „Es gibt mehr Aufklärungsprojekte und mehr Vorreiterinnen“, sagte sie. Um auf das Menstruationstabu aufmerksam zu machen, sei etwa die kenianische Politikerin Gloria Orwoba im Februar mit einem roten Fleck auf ihrem weißen Hosenanzug zur Senatssitzung erschienen.