Längst wurde aus dem “Tag des ausländischen Mitbürgers” die Interkulturelle Woche. Zu den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen kam auch Staatsoberhaupt Steinmeier und fand lobende Worte.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die vor 50 Jahren ins Leben gerufene Interkulturelle Woche gewürdigt. Die, die sich dafür engagierten, leisteten einen “unermesslich wertvollen Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft und unserer Demokratie”, erklärte Steinmeier bei einem Festakt in Berlin zum Jubiläum der Gründung der Initiative.
Migration habe die deutsche Gesellschaft verändert und werde sie weiter verändern, so der Bundespräsident. Er dankte den Kirchen dafür, dass sie bei der Zuwanderung immer wieder Humanität eingefordert hätten, dass “sie uns lehrten, Menschen, die zu uns kommen, mit Wertschätzung, Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen”.
Die Interkulturelle Woche gibt es seit 1975. Initiatoren sind die katholische Deutsche Bischofskonferenz, die Evangelische Kirche in Deutschland und die Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland. Wohlfahrtsverbände, Kommunen und Migrationsverbände unterstützen die Woche. Jährlich finden in mehr als 600 Städten und Gemeinden rund 5.000 Veranstaltungen statt. Der vorgeschlagene Zeitraum ist vom 24. September bis zum 1. Oktober. Motto in diesem Jahr ist: “Wir sind dafür!”
In seiner Rede betonte Steinmeier zugleich, dass die Gesellschaft sich bei der Frage nach Zuwanderung seit 2015 weiter polarisiert habe. Er hoffe darauf, dass mit dem Thema “mit kühler Vernunft, praktischer Politik, und ich hoffe mit Mitmenschlichkeit” umgegangen werde. Es brauche eine ehrliche Haltung darüber, “was müssen und können wir schaffen”, und darüber, “wo es die Erschöpfung verlangt, Grenzen zu setzen”.
Deutschland profitiere von Menschen mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen, sagte der Bundespräsident. Es müsse klar sein, dass Deutsch-Sein auch Einwanderungsbiografien einschließe. Es müsse aber auch anerkannt werden, dass islamistischer Fundamentalismus zu den Gefahren zähle. Jeder, der nach Deutschland komme, müsse sich gegen Antisemitismus, Rassismus und Homophobie stellen.
Bei einem ökumenischen Gottesdienst betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, zuvor, die Interkulturelle Woche habe “eine Bewegung genommen, die man kaum denken konnte”. Sie sei ein gesellschaftliches Ereignis geworden mit vielen Playern. Die Veranstaltungen würden dabei helfen, das Land mit seinen vielen Kulturen zu stärken.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, sagte, die Interkulturelle Woche sei “eine begeisternd lange Geschichte von Orten und von Menschen aller Nationen, Konfessionen und Religionen, die entschieden friedensfindig die Gemeinsamkeit gesucht haben – und gefunden”. Über alle Grenzen hinweg sei man konsequent aufeinander zugegangen, “inspiriert von einem Geist der Verständigung, der dem gegenseitig Fremden mit Neugier begegnet, um sich mit dem Unterschied zu befreunden”.
Fehrs betonte: “Wir sind auf die Vielfalt und die heilende Kraft der Nächstenliebe angewiesen.” Fast jeder Dritte bringe inzwischen eine Migrationsgeschichte ein. Auch das habe Deutschland stark gemacht. Zugleich bekräftigte die Ratsvorsitzende, dass das Grundrecht auf Asyl niemals zur Disposition stehen dürfe. Dies sei schon aufgrund “unserer biblischer Tradition nicht verhandelbar”, so Fehrs. Und: “Gott wollte schon immer eine Migrationsgesellschaft.”