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Zukunft braucht Mut

Nach fünf Jahren war es wieder soweit: Internationale Partnerschaftskonferenz der Vereinten Evangelischen Mission (VEM). Die Gemeinschaft aus 36 Kirchen traf sich in Wuppertal. Schrumpfende Kirchen in Europa, rasantes Wachstum in Afrika und Asien

WUPPERTAL – „Lord give us courage to build bridges!“ Beschwingt und klatschend singen die Teilnehmenden der Internationalen Partnerschaftskonferenz der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) das neue Lied vom Brückenbauen zwischen Menschen, Kirchen und Nationen. Delegierte aus den afrikanischen, asiatischen und deutschen Mitgliedskirchen kommen dabei in Wuppertal zusammen. Sie diskutieren über Herausforderungen der ökumenischen und interkontinentalen Kirchenpartnerschaften
Diese langjährigen Bindungen zwischen Landeskirchen und Diözesen, Kirchenkreisen und -gemeinden sind aus den früheren Patenschaften zu den Missionskirchen in Afrika und Asien erwachsen. Heute setzen sie auf ein gleichberechtigtes Miteinander aller Beteiligten und bilden das Rückgrat der VEM als einer Gemeinschaft von weltweit 36 selbstständigen Kirchen.
Angesichts der globalen Unwucht zwischen Nord und Süd und der ungerechten Verteilung von Wohlstand sowie Bildungs- und Berufschancen haben Partnerschaften ein zentrales Anliegen: Der gemeinsame Glaube an Gott ermutigt Christen weltweit, konkrete Schritte zu mehr Frieden, Gerechtigkeit und Schöpfungsverantwortung zu wagen.
Seit der letzten Partnerschaftskonferenz 2012 in Parapat/Indonesien ist viel geleistet worden, wie Delegierte berichten. Bei der Kommunikation, der Projektarbeit und auch der Beteiligung von Frauen und Jugendlichen. Aber das ökumenische Lernen an Themen der nachhaltigen Entwicklung und des interreligiösen Dialogs ist nach wie vor noch ausbaufähig.
Während die afrikanischen und asiatischen Delegierten ihre Ergebnisse in übersichtliche Bildschirmprojektionen fassen, wählen die deutschen Teilnehmenden kurzentschlossen eine andere Darbietung: herumliegende Pappkartons, beschriftet mit Worten wie Spiritualität, Begegnung, Finanzen, Zukunft, Tabus stapeln sie aufeinander und bilden so eine Brücke.
Die Botschaft wird zum Bild: Über den trennenden Abgrund von Kontinenten und Kulturen hinweg verbindet Partnerschaft Menschen und Kirchen, eröffnet Freundschaften wie unvergessliche Erfahrungen. Sie ermöglicht gemeinsames Lernen und Handeln, verpflichtet zum Teilen und fordert zu gegenseitiger Achtung heraus.
Zum Programm gehören auch Exkursionen nach Schalke, Köln und Dortmund sowie ein Besuch im missions- und kulturgeschichtlichen VEM-Museum Auf der Hardt. Schließlich erarbeiten die Teilnehmenden eine Abschlusserklärung, die – anders als vor fünf Jahren – keine Aktionspläne vorgibt, sondern Freude an der Partnerschaft wecken und Mut für die Zukunft machen will: Ausgehend von den guten Grundsatzdokumenten und anschaulichen wie mehrsprachigen Arbeitsmaterialien der VEM ist der Weg offen für vermehrte trilaterale Beziehungen, Partnerschaften zwischen Schulen, Jugendeinrichtungen und Krankenhäusern, verstärkte Afrika-Asien-Kontakte sowie die Öffnung der VEM für interessierte Kirchen in Europa.
Den schrumpfenden Gemeinden in Deutschland stehen rasch wachsende Kirchen in Afrika und Asien gegenüber. Der Schwerpunkt der weltweiten Christenheit verschiebt sich vom Land der Reformation immer weiter Richtung Süden und von den traditionellen Ortsgemeinden hin zu lockeren Netzwerken, Internet-Kirchen und anderen, völlig neuen Gemeindeformen.
Auch diese Erkenntnis weitet den Horizont und macht die Zukunft der Kirchen wie der Partnerschaften spannend. Daran knüpft Präses Manfred Rekowski, leitender Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland, an. Er stellt im Schlussgottesdienst dem kleinmütigen Schweigen einer „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ die Rede von der „Kirche der unbeschränkten Hoffnung“ entgegen.

Der Autor Martin Ahlhaus ist Regionalpfarrer des Amtes für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) in der Region Südwestfalen.