Am Dienstag wird das zehnjährige Bestehen des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste gefeiert. Der Leiter sieht gute Fortschritte bei der Klärung von “NS-Raubgut” – doch es gibt noch anderes zu klären.
Zehn Jahre nach der Gründung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste sieht deren Leiter, Gilbert Lupfer, eine positive Entwicklung bei der Klärung der Herkunft von Kulturgütern in öffentlichen Sammlungen. “Ich glaube, dabei haben wir sehr gute Fortschritte gemacht”, sagte Lupfer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Die Provenienzforschung sei inzwischen in den meisten Museen und Bibliotheken des Landes angekommen.
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste wurde am 1. Januar 2015 gegründet. Am Dienstag findet in Magdeburg die Feier zum zehnjährigen Bestehen statt. Das Zentrum ist in Deutschland zentraler Ansprechpartner zu Fragen unrechtmäßig entzogenen Kulturguts. Im Hauptfokus ist das im Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogene Kulturgut, besonders aus jüdischem Besitz.
Wie Lupfer betont3, beschäftigt sich seine Einrichtung verstärkt mit der Aufarbeitung der in der der DDR entzogenen Kulturgüter: “Wir haben seit ein paar Jahren dazu eine Grundlagenforschung angeregt und finanziert, weil wir festgestellt haben, als wir eingestiegen sind, dass das Wissen über die Mechanismen des Entzugs in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR noch relativ gering war.” Man hoffe, demnächst Museen und Bibliotheken, die ihre Sammlung auf fragwürdige Zugänge zwischen 1945 und 1990 untersuchen wollen, unterstützen zu können.
Ein drittes Förderungsgebiet des Zentrums ist seit 2019 Sammlungs- und Kulturgut aus kolonialen Zusammenhängen. Der Ansatz sei, ethnologische Museen zu fördern, aber in größerem Umfang auch andere Museumstypen wie Heimatmuseen, die sich vielleicht gar nicht bewusst seien, dass sie auch Dinge aus kolonialem Kontext hätten, so Lupfer.
Lupfer betonte, dass sich in den Kirchen ein Bewusstsein für diese Problematik entwickele. “Wir haben Sammlungen von Kirchen oder von Orden, die ein Problem darstellen könnten. Oft sind diese Sammlungen in Vergessenheit geraten.” Anfang nächsten Jahres werde in der Reihe “Working Paper Deutsches Zentrum Kulturgutverluste” eine größere Untersuchung zum Thema Missions-Sammlungen erscheinen.
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien institutionell gefördert und erhält von dort die Mittel für seine Projektförderung.