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Zahl der psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen in NRW bleibt hoch

Die Zahl der psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen bleibt laut einer Untersuchung der Krankenkasse DAK auf einem erhöhten Niveau. So gab es im Jahr 2022 zwar Rückgänge in den ambulanten und stationären Behandlungszahlen, wie eine am Dienstag in Düsseldorf veröffentlichte Analyse des Kinder- und Jugendreports der Kasse feststellte. Die Daten belegen aber auch, dass Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren am stärksten von Essstörungen, Ängsten und Depressionen betroffen sind.

Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Uniklinik Köln, Stephan Bender, sprach von einer „Stabilisierung der Neuerkrankungen an psychischen Leiden auf erhöhtem Niveau“. Die aktuellen Daten gäben nach wie vor „Anlass zur Sorge“.

So erhielten 2022 zwar vierzehn Prozent weniger jugendliche Mädchen eine Neu-Diagnose einer psychischen Erkrankung als im Jahr zuvor. Bei den Jungen in dem Alterssegment steht ein Minus von zehn Prozent. Laut der Statistik kamen 2022 auf 1.000 jugendliche Mädchen mehr als 90 betroffene Mädchen, die wegen einer psychischen Erkrankung in NRW behandelt werden musste. Bei den Jungen zwischen 15 und 17 Jahren lag die Quote bei rund 57.

Damit hätten die Behandlungszahlen bei jugendlichen Mädchen aber nach wie vor auf einem hohen Niveau gelegen, hieß es. Insgesamt sei 2022 bei rund 22.700 Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren in NRW eine psychische Erkrankung oder Verhaltensstörung neu diagnostiziert worden. Vor allem Mädchen aus besser gestellten Familien seien häufiger in Behandlung als Teenager aus sozial schwächeren Schichten.

Dass Jungen im Jugendlichenalter seltener als Mädchen wegen psychischer Erkrankungen oder Verhaltensstörungen behandelt würden, liege zudem nicht daran, dass sie keine entsprechenden Probleme hätten. „Die geringeren Fallzahlen bei Jungen weisen darauf hin, dass sie sich eher zurückziehen“, erklärte Bender. Als Reaktionen auf psychische Belastungen zeigten sie ein „externalisierendes Verhalten“ und neigten zu Aggressivität, Impulsivität und oppositionellem Verhalten. „Externalisierende Erkrankungen werden aber häufig nicht als psychische Erkrankung diagnostiziert“, sagte der Klinikdirektor. Deshalb sei unter Jungen von einer „hohen Dunkelziffer“ auszugehen.

Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftler des Unternehmens Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 147.300 Kindern und Jugendlichen, die bei der DAK-Gesundheit in NRW versichert sind. Es ist den Angaben zufolge die erste umfassende Analyse von ambulanten und stationären Behandlungen für das Jahr 2022.