Die Stadt Würzburg wird noch in diesem Jahr an neun Missbrauchsbetroffene aus den 1960er und 1970er Jahren Soforthilfen für erlittenes Leid in Jugendhilfeeinrichtungen auszahlen. Der Stadtrat hatte am Donnerstagabend einstimmig beschlossen, diese freiwilligen Leistungen für das Fehlverhalten des städtischen Jugendamtes zu leisten. Damit übernehme die Stadt „die moralische Verantwortung“ für das Handeln der Behörde. Als zweite Stadt in Bayern überhaupt nach München setze sich Würzburg aktiv mit dem Thema auseinander, hieß es weiter. Als erste Stadt zahle man Leistungen an Betroffene.
Bereits im vergangenen November hatte der Stadtrat die freiwilligen Leistungen an Betroffene beschlossen. Zum damaligen Zeitpunkt waren der Stadt fünf Betroffene bekannt. Nach einem öffentlichen Aufruf hätten sich vier weitere Betroffene gemeldet, die glaubhaft ihre Gewalterfahrungen geschildert hätten. Dabei handle es sich um körperliche Misshandlungen, sexualisierte Gewalt, Missbrauch und psychische Gewalt. Die Leitung des städtischen Jugendamtes hatte damals bekannt gewordene Vorfälle nicht ernst genommen und damit „das Kindeswohl nicht beachtet und die Fürsorgepflicht verletzt“, teilte die Stadt weiter mit.