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Wohnungen von der Kirche: Das sollten Sie wissen

Das Thema Wohnen scheint in diesem Wahlkampf unterzugehen. Dabei fehlt es in Deutschland an bezahlbarem Wohnraum. Die Kirche versucht möglichst günstige Wohnungen anzubieten. Was ist zu beachten?

Der "SonnenTurm" bei Nürnberg, in dem das Evangelische Siedlungswerk Bayern (ESW) günstige Mietwohnungen anbietet
Der "SonnenTurm" bei Nürnberg, in dem das Evangelische Siedlungswerk Bayern (ESW) günstige Mietwohnungen anbietetepd-bild / Peter Roggenthin

Der Wahlkampf läuft auf Hochtouren. Doch scheinen für die vorgezogenen Neuwahlen nur zwei Themen relevant zu sein: Migration und Wirtschaft. Dabei dürfte noch eine weitere Frage viele Menschen umtreiben: die nach bezahlbaren Wohnraum – vor allem in den Städten. Bundesweit fehlen laut einer Analyse des Bündnisses Soziales Wohnen rund 550.000 Wohnungen. Die Rede ist von mindestens zwei Millionen Sozialwohnungen als notwendige Zielmarke für 2030.

Welche Kirchen bieten Wohnungen an?

Sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche mischen schon seit etlichen Jahren mit im Immobiliengeschäft. Sie versuchen, Wohnungen zu fairen Preisen anzubieten.

Ein Modell des Studentenwohnheims des Evangelischen Siedlungswerks in Nürnberg
Ein Modell des Studentenwohnheims des Evangelischen Siedlungswerks in Nürnbergepd-bild / Evangelisches Siedlungswerk

Der 1952 gegründete Evangelische Immobilienverband Deutschland zählt nach eigenen Angaben bundesweit rund 30.000 Wohnungen im Eigenbestand. Mitglieder sind Landeskirchen, Kirchenkreise und Stiftungen.

Auf katholischer Seite gibt es den Katholischen Siedlungsdienst e.V. Das ist der Dachverband der katholischen und den der katholischen Kirche nahestehenden Wohnungs- und Immobilienunternehmen.

Kann jede und jeder eine Wohnung von der Kirche mieten?

Für eine Wohnung können sich Interessenten in der Regel wie auf dem regulären Immobilienmarkt bewerben. Eine Kirchenmitgliedschaft ist nicht nötig, wie es auf Anfrage vom Evangelischen Immobilienverband heißt. Aufgrund der niedrigeren Preise ist die Anfrage allerdings oftmals hoch. Außerdem haben bestimmte Gruppen oft Vorrang. Dazu zählen zum Beispiel Familien mit Kindern, Senioren, sozial schwächere Personen und Menschen in kirchennahen Berufen wie Pfarrer, Diakone und Erzieherinnen sowie Erzieher in kirchlichen Einrichtungen.

Was unterscheidet kirchliche Wohnungen von normalen Angeboten?

Erstens: Der Preis. Der ist im Normalfall zumindest günstiger als auf dem regulären Markt. Zweitens: Der soziale und inzwischen oftmals auch nachhaltige Charakter der Projekte. Meistens gibt es in dem Wohnkomplex oder in der Siedlung Möglichkeiten der Begegnung.

Sind die Preise wirklich so günstig?

Kirche und kirchliche Wohnungsunternehmen stehen als Vermieter vor ähnlichen Herausforderungen wie andere Wohnungsunternehmen, wie der Evangelische Immobilienverband betont. Dazu zählen etwa Sanierungs- und Instandhaltungskosten, steigende Bau- und Betriebskosten sowie langsame Baugenehmigungen. Insofern: Zu verschenken hat auch die Kirche nichts.

Welche Landeskirchen und Kirchenkreise bieten Wohnungen an?

• Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG)

Die Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH (ASG) ist die Wohnungsbaugesellschaft im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region (EKV). Sie ist ein rein evangelisches Unternehmen, an dem sich der EKV und die vier Kölner Kirchenkreise zu 100 Prozent beteiligen. Die ASG verwaltet heute über 1.700 eigene Wohnungen in Köln und in der Region. Davon sind knapp die Hälfte öffentlich gefördert und zum größten Teil für Menschen ab dem 60. Lebensjahr vorgesehen.

Hilfswerk-Siedlung GmbH (HWS)

Die Hilfswerk-Siedlung GmbH (HWS) ist das Immobilienunternehmen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und verwaltet rund 10.000 Einheiten aus eigenem und fremdem Bestand. In ihrem Fokus: guten Wohnraum zu guten Preisen zur Verfügung zu stellen.

Die Mitgliedsorganisationen des Evangelischen Immobilienverbandes Deutschland verfügen über insgesamt rund 30.000 Wohnungen im Eigenbestand
Die Mitgliedsorganisationen des Evangelischen Immobilienverbandes Deutschland verfügen über insgesamt rund 30.000 Wohnungen im EigenbestandImago / Steinach

ESW – Evangelisches Siedlungswerk

Das ESW – Evangelisches Siedlungswerk ist das größte evangelische Wohnungsunternehmen in Deutschland und bewirtschaftet rund 13.000 Wohneinheiten in ganz Bayern, rund 8.300 davon im Eigen- und Treuhandbestand. Als christliches Wohnungsunternehmen kommt des ESW seinem besonderen gesellschaftlichen Auftrag nach, indem es für bezahlbaren Wohnraum in ganz Bayern steht – gerade in angespannten Wohnungslagen wie München und Ingolstadt, Nürnberg, Augsburg und Regensburg. Als zuverlässiger und langjähriger Partner stellt das ESW Räume für zahlreiche soziale Einrichtungen und Projekte zur Verfügung, so gehören zum Bestand des ESW zum Beispiel zahlreiche Kindertagesstätten, ein Quartiersbüro und ein Mutter-Kind-Haus.

• Stiftung Schönau

Die Stiftung Schönau ist ein Immobilienunternehmen mit Sitz in Heidelberg. Sie ist ein Unternehmen der Evangelischen Landeskirche in Baden. Mit 13.000 Erbbaurechtsverträgen gehört die Stiftung bundesweit zu den führenden Erbbaurechtsausgebenden. Die Stiftung vermietet rund 900 Wohn- und Gewerbeeinheiten in Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg.

• Aufbaugemeinschaft Espelkamp

Mit über 3.000 Wohnungen in Espelkamp ist die Aufbaugemeinschaft Espelkamp der größte Vermieter im Kreis Minden-Lübbecke. Ohne die Aufbaugemeinschaft gäbe es die Stadt Espelkamp nicht. Aus der ehemaligen „Flüchtlingsstadt“ wurde eine bunte Stadt, in der das Miteinander besonders gelebt wird.