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Wo Bürokratie müde macht

Vereinsleute ringen seit Jahren um Bundesmittel für die Schlosskapelle Griebenow. Ein Politiker hatte ihnen 2020 eine halbe Million versprochen. Sie dann auch zu bekommen, ist harte Arbeit.

Engagieren sich zusammen mit vielen anderen für den Erhalt der Kapelle Griebenow: Christine Rusch, Pastorin Anne-Rose Wergin und Michael Markwardt
Engagieren sich zusammen mit vielen anderen für den Erhalt der Kapelle Griebenow: Christine Rusch, Pastorin Anne-Rose Wergin und Michael MarkwardtSybille Marx

Immer wieder war sie zu besichtigen, wenn im September die Deutsche Stiftung Denkmalschutz zum Tag des offenen Denkmals aufrief: die Schlosskapelle im vorpommerschen Griebenow, ein 15-eckiges und damit höchst ungewöhnliches Kirchlein an der Schlossanlage Griebenow bei Greifswald. Der Förderverein, der zusammen mit der Kirchengemeinde um ihren Erhalt kämpft, bot dann gern Führungen oder Konzerte an. Diesmal, beim Denkmalstag am 8. September, nicht. Aus organisatorischen Gründen, aber auch, weil der Elan fehlt.

„Es macht müde“, sagt der Vorsitzende Michael Markwardt: Seit zehn Jahren ringen er und andere aus dem 35-köpfigen Verein darum, die massiv geschädigte Kapelle vor dem Verfall zu retten – zumal sie der einzige Kirchenbau aus der Schwedenzeit Pommerns ist.

Kirchengemeinde: Die Fördermittel fehlen

Im Jahr 2020 schien dann ein Meilenstein erreicht. „Eckhard Rehberg, damals Mitglied im Bundestag, kam her, guckte sich alles an, sagte 550.000 Euro vom Bund zu und verschwand wieder“, erzählt eine Vereinsfrau. 550.000 Euro! Mehr als die Hälfte der veranschlagten Sanierungs-Million! Doch bis heute ist kein Cent davon geflossen.

„Unsere anderen Fördermittelgeber sind irritiert“, sagt Markwardt. „Viele fragen, warum es nicht endlich losgeht.“ Für die Mittel vom Land MV habe die Kirchengemeinde Groß Bisdorf, zu der die Kapelle gehört, sogar schon eine Verlängerung beantragen müssen.

Katharina Hardt, die zuständige Baubeauftragte des pommerschen Kirchenkreises, erklärt: Nach der Zusage des CDU-Politikers hatte erst die eigentliche Arbeit begonnen. Denn so ein Versprechen ist noch kein Zuwendungsbescheid. Staatliche Fördermittel müssen beantragt, Nachweise für ihre geplante Verwendung erbracht werden.

Alles ganz normal. Doch im Fall Griebenow sei es schwer gewesen, überhaupt die Stelle zu finden, von der das Geld kommen sollte und die die Antragsformulare aushändigte. Am Ende das Referat K54, „Denkmalschutz und Weltkulturerbe“, angesiedelt bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne).

Elektroplanung vorlegen, obwohl gar nicht geplant ist, Elektrik zu erneuern

Von dort hagelte es dann Auflagen zu den Bauunterlagen. „So viele habe ich noch nie erlebt“, erzählt Katharina Hardt. Und so ungewöhnliche. „Wir sollten zum Beispiel nachweisen, dass ein Teil der Fördermittel für Kunst am Bau ausgegeben würde.“ Was bei Neubauten üblich ist, aber bei einer denkmalgeschützten Kirche, die selbst als Kunstwerk gilt? Zweites Beispiel: Der Verein sollte eine Elektroplanung vorlegen, obwohl gar nicht geplant ist, die Elektrik zu erneuern. Dann noch Naturschutzauflagen und viele, viele andere.

Eine Sprecherin der Beauftragten für Kultur und Medien erklärt auf Anfrage von evangelische-zeitung.de, es gälten eben die „Richtlinien für Zuwendungsbaumaßnahmen“. Und die Bauunterlagen der Kirchengemeinde Groß Bisdorf lägen jetzt noch bei der zuständigen Bauverwaltung in MV. Erst nach dortiger Prüfung könne der Zuwendungsbescheid rausgehen. Katharina Hardt hofft, dass im Februar die ersten Baugerüste aufgebaut werden können. Damit der Kampf um die Kapelle endlich sichtbare Früchte trägt. Vielleicht kann der Verein dann zum nächsten Denkmalstag schon die ersten Sanierungserfolge präsentieren.

Mehr zum Tag des offenen Denkmals: www.denkmalstag.de