Hannover. Eine neue App zum Sprachenlernen soll Flüchtlingen den Weg in den deutschen Alltag erleichtern. Die Diakonie in Niedersachsen hat die Anwendung für Mobilgeräte wie Smartphones gemeinsam mit dem Starnberger Goethe-Verlag herausgebracht, wie Vorstandssprecher Christoph Künkel in Hannover erläuterte. "Fast alle Flüchtlinge haben ein Handy", sagte er. "Und sie wollen lernen." Die App "German for refugees" in 50 Sprachen gebe ihnen die Chance, auch selbstständig Deutsch zu üben. "Sprache ist der Zugang zu allem, was möglich ist."
"Mit vielen Hilfsangeboten entmündigen wir die Menschen", sagte Künkel. Tatsächlich seien sie in der Lage, Erhebliches zu meistern. Das zeige sich schon darin, dass sie die Flucht nach Deutschland bewältigt hätten. Die App mit den bis zu 800 am häufigsten benutzten deutschen Vokabeln baue auf ein üblicherweise kostenpflichtiges Sprachlernprogramm auf. Der Verlag habe es für die Flüchtlinge gespendet und die Diakonie habe es erweitert. Die Diakonie werbe jetzt in den sozialen Netzwerken und mit Flugblättern und Plakaten in den Flüchtlingseinrichtungen für das Angebot.
Spielerische Elemente
Die App kann kostenlos heruntergeladen werden und ist dann auch ohne Internetzugang nutzbar. Für Sprachlehrer in der Flüchtlingshilfe wurde sie auch als Buch herausgebracht. "Es sind nahezu alle Sprachen vorhanden, die für Flüchtlinge hier als Muttersprache relevant sind", erläuterte Diakonie-Mitarbeiterin Friederike Wahl, die an der Entwicklung beteiligt war. Zu Alltagsthemen wie "Familie", "Sport" oder "Gefühle" könne die deutsche Übersetzung nachgelesen und die Aussprache abgehört werden. Zudem gebe es spielerische Elemente wie Lückentests oder das Zuordnen von Worten zu Bildern.
Die Diakonie habe für insgesamt 13.000 Euro das Programm um das in Eritrea gebräuchliche Tigrinya und Paschtu erweitert, das unter anderem in Afghanistan gesprochen werde, sagte Künkel. Er kritisierte, dass Flüchtlinge aus Afghanistan nicht an staatlich finanzierten Sprachkursen teilnehmen dürften, weil ihre Anerkennungsqoute knapp unter 50 Prozent liege. "Das ist ungerecht und völlig unverständlich." Ohne Sprachkenntnisse vereinsamten die Menschen.
Anmer Thamo Abbas aus einem Flüchtlingsheim in Hannover war der erste, der die neue App getestet hat. Sie sei leicht zu nutzen und deshalb perfekt, sagte der 29-Jährige aus dem Irak, der sich schon Ziele gesetzt hat: "Ich möchte Deutsch sprechen, nächste Woche schon, nicht erst nächsten Monat", sagte er auf Englisch. Apps zum Sprachenlernen für Flüchtlinge gibt es auch von anderen Anbietern wie dem Goethe-Institut oder dem Herder-Verlag.
Info
Die App ist unter dem Namen "German for refugees" mit dem Symbol einer roten Sprechblase und der Zahl 50 im "Google play store" zu finden. Für das iPhone gibt es die App nicht.
Außerdem kann die App über einen QR-Code auf den Flugblättern zur Aktion heruntergeladen werden.