Sollten die Kirchen sich aus der Politik stärker heraushalten? Bundestagspräsidentin Klöckner hat für eine entsprechende Äußerung viel Gegenwind bekommen. Es stellt sich die Frage: Geht Kirche ohne Politik überhaupt?
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hat für ihre Äußerung zur politischen Einmischung von Kirchen in Deutschland weiter Gegenwind erhalten. “Ich fürchte, Frau Klöckner hat ihre Rolle noch nicht gefunden”, sagte der religionspolitische Sprecher der SPD, Lars Castellucci am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Es sei sicher nicht ihre Aufgabe, den Kirchen als Bundestagspräsidentin ausgerechnet an Ostern Ratschläge zu erteilen.
Im Übrigen, so Castellucci weiter, bestünden die Kirchen aus der Gemeinschaft der Gläubigen, die aufgerufen seien, sich aus ihrem Glauben heraus für eine bessere Welt einzusetzen. “Zu diesem Engagement sollten wir als Politik eher ermutigen, als Nichteinmischung zu fördern”, meinte er.
Klöckner hatte die Kirche in Deutschland an Ostern in einem Interview dazu aufgerufen, die Seelsorge der Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, statt sich übertrieben politisch zu engagieren. Sie kritisierte zudem eine Tendenz bei den Kirchen, ihre Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen abzugeben “wie eine NGO” und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick zu haben. Dann würden Kirchen “leider auch austauschbar”.
Zuvor hatten auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann, die CDU-Politikerin Klöckner kritisiert. Lauterbach schrieb auf der Plattform X, wenn Kirchen sich auch politisch äußerten, sei das “sehr wichtig”. Das Christentum sei “ursprünglich auch die Stimme der Armen und Rechtelosen, auch vieler Frauen anfänglich” gewesen. “Ihnen sollte kein Maulkorb empfohlen werden.” Haßelmann erklärte: “Warum sollten die Kirchen sich nicht äußern zu Ungerechtigkeiten in der Welt, zu Humanität und Menschlichkeit, zum sozialen Zusammenhalt und zur Nächstenliebe?”
Der frühere CDU-Parteivorsitzende Armin Laschet betonte, er sehe das politische und soziale Engagement von Kirchen in Deutschland als zentral für die Gesellschaft. “Kirche war immer politisch”, sagte er dem Sender Phoenix. “Wer aus der christlichen Botschaft ableitet, dass man die Welt zum Guten verändern soll, die Welt gestalten soll, dann ist das immer eine politische Botschaft.” Auch den verstorbenen Papst Franziskus würdigte Laschet besonders für sein politisches Engagement für “die Armen und Schwächsten”.