Weihnachten sei mehr als Nostalgie, findet Weihbischof Theising. Denn das Fest erinnere daran, dass Gott in Jesus zur Welt gekommen sei und das Leid der Menschen teile. Aus Sicht des Geistlichen muss das Folgen für das Miteinander haben.
Weihbischof Wilfried Theising wendet sich gegen eine romantische Verklärung des Weihnachtsfestes. Weihnachten sei mehr als Nostalgie und Familienfest in beschaulicher Atmosphäre, schreibt der für die Katholiken im Oldenburger Land zuständige Offizial in seinem am Sonntag veröffentlichten Wort zu Weihnachten. Vielmehr erinnere Weihnachten daran, dass Gott in Jesus Mensch geworden sei und die Verletzlichkeit und Sterblichkeit des irdischen Daseins auf sich genommen habe. Damit zeige Gott, dass wahre Größe nicht in Macht, sondern in der Fähigkeit zur Liebe und Hingabe liege.
Indem Gott selbst Mensch geworden sei, habe er die menschliche Natur zu unvergleichlicher Würde erhoben, so Theising. “Diese Botschaft ist in einer Welt, die oft den Wert eines Menschen an Nützlichkeit, Produktivität oder sozialem Status bemisst, zutiefst herausfordernd. Sie widerspricht einer Logik, die Schwache ausgrenzt, Benachteiligte ignoriert oder Menschenleben als bloße Ressourcen behandelt.” Die Menschwerdung werfe die Frage auf, wie mit Gewaltopfern, Geflüchteten, Ausgebeuteten und allen am Rande stehenden Menschen umgegangen werde. “Ein Gott, der nicht in entfernter Herrlichkeit bleibt, sondern das Schicksal der Menschen teilt, ist kein Gott der bequemen Antworten”, so der Weihbischof.
Das Offizialat Vechta ist der Verwaltungssitz des niedersächsischen Teils des Bistums Münster. Als Offizial ist Weihbischof Wilfried Theising für rund 260.000 Katholiken im Oldenburger Land zuständig. Hinsichtlich seiner Befugnisse ist der Offizial einem Diözesanbischof nahezu gleichgestellt. Die kirchenrechtliche Sonderstellung des Offizialatsbezirks Oldenburg geht auf die “Konvention von Oliva” aus dem Jahr 1831 zurück.