Das beste Mittel gegen totalitäre Bestrebungen ist nach Überzeugung des Augsburger Weihbischofs Anton Losinger das politische Gespräch. „Und so führt nichts daran vorbei, sich intensiv mit AfD-Politikern auseinanderzusetzen“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“ (Dienstag). Nicht nur im Osten Deutschlands, sondern auch in Bayern gebe es Gemeinden, in denen fast 50 Prozent der Wähler für die AfD gestimmt hätten. Die Gründe dafür seien aber unterschiedlich, sagte der Weihbischof, der von 2008 bis 2016 Mitglied im Deutschen Ethikrat war.
„In Bayern dürfte bei AfD-Wählern vor allem das Motiv sein, ein grundsätzliches Unbehagen mit den Zuständen hierzulande auszudrücken, etwa bei Fragen der Migration“, sagte Losinger. In Thüringen und anderen ostdeutschen Bundesländern gehe es seiner Ansicht nach deutlich über Protest hinaus. „Dort scheint man sich mit bestimmten radikal-undemokratischen Haltungen und Kandidaten zu identifizieren“, betonte der Theologe, der auch stellvertretender Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz ist.
Die Politik rief er dazu auf, mehr kluge, strategische Antworten zu liefern, die langfristig wirkten, statt nur parteipolitisch zu handeln. Mit Blick auf die Diskussion ums Bürgergeld sagte er, dass es durchaus Menschen gebe, „für die das Bürgergeld einen Anreiz darstellt, nicht zu arbeiten“. Aber es gebe eben auch Menschen, die psychisch, sozial oder gesundheitlich in einer schwierigen Lage seien und nicht arbeiten könnten – „ihnen muss geholfen und nicht alles gestrichen werden“. Es brauche eine Sozialpolitik, die Menschen befähige, ihr Leben zu gestalten.
Die Generation Z sieht Losinger mit gemischten Gefühlen. Es sei gewiss nicht verkehrt, dass die Generation Z aus einer gewissen Distanz heraus kritisch auf bestimmte gesellschaftliche Realitäten blicke. „Wenn ihr Streben aber darin bestehen sollte, lediglich sich selbst zu verwirklichen und die eigene Freizeit zu optimieren – dann wäre das fatal für unsere Gesellschaft.“ Die Sozialsysteme stünden unter enormen Druck und ihre Zukunft hänge an der jungen Generation. Es brauche daher dringend eine „solidarische Leistungsgesellschaft“, die nicht dem Einzelnen, sondern dem Ganzen diene. (00/2386/05.08.2024)