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Weckruf mit Trillern und röchelndem Gesang

Er ist ein Frühaufsteher unter den Vögeln: Mehr als eine Stunde vor Sonnenaufgang beginnt der Hausrotschwanz mit seinem eigenwilligen Gesang. Der wird beschrieben als ein Röcheln, das sich mit knirschenden Tönen und flötenden Trillerlauten abwechselt. „Mich erinnert es an einen älteren rauschenden Fernseher mit Störfrequenz“, sagte die NABU-Artenschutzreferentin Alexandra Ickes dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Stuttgart. Bereits im 19. Jahrhundert beschrieb der Zoologe Alfred Brehm den Gesang als „bar jeden Wohlklanges“.

Der „Phoenicurus ochrurosist“, wie der Hausrotschwanz auf Lateinisch heißt, ist der Vogel des Jahres 2025. Zu erkennen ist der etwa 15 Zentimeter große Vogel, der in diesen Tagen aus südlichen Gefilden zurückkehrt, an seinem zitternden rostroten Schwanz. Das restliche Gefieder ist eher dunkel. Markant ist auch sein ständiges Bein-Knicksen.

Der Hausrotschwanz lebt vor allem in Gärten und Siedlungen. Wie Ickes erläutert, ernährt er sich überwiegend von Insekten. Wer dem kleinen Vogel etwas Gute tun wolle, pflanze Wildblumen und naturnahe Hecken, empfiehlt die Artenschutzexpertin.

Der Vogel des Jahres gehört zur Gruppe der Gebäudebrüter. In der Regel nistet er unter Dächern, in Mauerlöchern, Carports oder Gartenhäuschen. Dabei stellt der Hausrotschwanz keine großen Ansprüche – der Platz sollte steinig, trocken und warm sein. An modernen Gebäuden sei es aber immer schwerer, Nistmöglichkeiten zu finden.

Ein besonders abenteuerlustiges Pärchen schaffte es vor einigen Jahren, seinen Nachwuchs in einem Walskelett im Stuttgarter Naturkundemuseum großzuziehen, wie das Museum dem epd bestätigte. Die Überraschung im Frühjahr 2001 sei groß gewesen, als Mitarbeitende ein Piepsen in der Herzgegend eines 13 Meter langen Seiwal-Skeletts hörten. Durch die Oberlichter des Hauses seien die Hausrotschwänzchen hereingeflogen und hätten ein sicheres Nest gebaut – ohne Gefahr durch Fressfeinde. „Als Zwischenlandeplatz empfahl sich der Rücken des Weißhais unter der Einflugluke“, schrieb damals ein Museumsmitarbeiter.

Gefährdet ist der Hausrotschwanz in Deutschland nicht: Man geht von etwa einer Million Brutpaaren aus, in Baden-Württemberg sind es laut Ickes etwa 150.000 bis 200.000 Brutpaare. Laut NABU geht die Zahl der bei der jährlichen Stunde der Gartenvögel gezählten Hausrotschwänze im Südwesten allerdings stetig zurück: Sie habe sich in den vergangenen zehn Jahren halbiert. Durch Renovierungen gingen Brutplätze verloren, in eintönigen Gärten finde der Vogel zu wenig Nahrung.

Den Winter verbringt der Hausrotschwanz meist in wärmeren Gefilden am Mittelmeer oder in Nordafrika. Derzeit kehrten die Vögel zurück und ließen sich jetzt besonders gut beobachten, sagte Ickes. (0789/08.04.2025)