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Vor Weltklimagipfel – Hilfswerke fordern gerechte Finanzierung

Der nächste Weltklimagipfel steht kommende Woche ins Haus. Hilfswerke rufen die Staatengemeinschaft dazu auf, schnell und gerecht auf die Klimakrise zu reagieren. Es geht um Menschenrechte – auch im Gastgeberland.

Die Welt muss sich nach Ansicht von Hilfswerken schneller auf den Klimawandel einstellen. Vor dem Beginn der Weltklimakonferenz am Montag fordern mehrere Organisationen deshalb, Maßnahmen für den Klimaschutz zügiger umzusetzen und besser zu finanzieren. Das kirchliche Hilfswerk Caritas international erklärte, dass inzwischen über drei Milliarden Menschen in besonders von der Krise betroffenen Regionen lebten, bei steigender Tendenz. Der entwicklungspolitische Dachverband Venro mahnte zudem die Weltgemeinschaft, trotz der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten an den Klimazielen festzuhalten.

Konkret müssen laut Caritas international der Umstieg auf erneuerbare Energien beschleunigt, die Katastrophenvorsorge ausgebaut, Hilfen für unwiederbringliche Schäden und Verluste aufgestockt sowie die Landwirtschaft klimatauglicher ausgerichtet werden. Zudem brauche es einen stärkeren Fokus auf lokalen Lösungen für die Klimakrise; diese seien oft wirksamer, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller. “Es geht um das Recht der Betroffenen auf Schutz und Anpassung. Für viele Menschen weltweit ist das mittlerweile eine Frage des Überlebens.”

Brot für die Welt mahnte eine gerechte Finanzierung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel an, die sich am Bedarf der Länder des Globalen Südens orientiert. Klimafinanzierung überwiegend über Kredite zu leisten, sei nicht zielführend, warnte die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks, Dagmar Pruin. “Kredite erhöhen die ohnehin großen Schuldenberge und behindern die wirtschaftliche Entwicklung der ärmsten Staaten. Jene Länder, die am stärksten von den Folgen der Klimakrise betroffen sind, können sich Kredite schlichtweg nicht leisten.”

Venro und die Klima-Allianz Deutschland rufen daneben die Bundesregierung in einem gemeinsamen Papier auf, sich für ein bedarfsgerechtes Klimafinanzierungsziel zugunsten von Entwicklungsländern einzusetzen. Bis 2030 müsse die globale Klimafinanzierung mindestens verzehnfacht werden. “Deutschland muss sich deshalb in Baku für eine ausreichende Klimafinanzierung einsetzen, die bei den Menschen vor Ort ankommt, und das auch glaubwürdig mit den von Bundeskanzler Scholz zugesagten sechs Milliarden Euro jährlich unterfüttern”, betonte Martina Schaub von Venro. Auch müssten Menschen für klimabedingte Verluste entschädigt werden. “Das ist eine Frage der Gerechtigkeit, denn die Hauptverursacher sind und bleiben noch eine ganze Weile reiche Länder wie Deutschland.”

Die Weltklimakonferenz COP29 beginnt an diesem Montag in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Bis zu 50.000 Teilnehmer und Vertreter von 197 Staaten werden erwartet. Inhaltlich geht es vor allem um die praktische Umsetzung des Pariser Weltklimaabkommens. Das 2015 abgeschlossene Übereinkommen sieht vor, klimaschädliche Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf null zu reduzieren (“Net Zero”) und das Ziel von 1,5 Grad zu erreichen.

Venro und die Klima-Allianz äußern auch Kritik am Gastgeberland. Aserbaidschan schränke die Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit stark ein, heißt es. Die Bundesregierung solle sich gegenüber Gastgeber und UN dafür einsetzen, dass sich zivilgesellschaftliche Akteure uneingeschränkt und ohne Abhörmaßnahmen an der Weltklimakonferenz beteiligen und ihre Meinung frei äußern können.