Ein Leben ohne Commissario Brunetti kann sich die US-amerikanische Krimiautorin Donna Leon nicht mehr vorstellen. Ihre vielen Leser auch nicht. Und das werden sie auch nicht müssen, geht es nach der Schöpferin.
Es war der Beginn einer Liebesgeschichte, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Vor 30 Jahren im Oktober 1993 erschien der erste Krimi mit Commissario Guido Brunetti auf Deutsch mit dem Titel “Venezianisches Finale”. Das teilte der Zürcher Diogenes Verlag mit, der die Krimis in deutscher Sprache verlegt.
Die US-Amerikanerin Donna Leon wurde mit dem “Venezianischen Finale” schlagartig berühmt und ihre Leser gleichzeitig süchtig nach neuen Geschichten mit dem Commissario. Die Autorin hat bis heute niemals ihre Leserinnen und Leser enttäuscht – jedes Jahr gibt es einen neuen Krimi – in diesem Jahr “Wie die Saat, so die Ernte”.
Kommissar und Traummann Guido Brunetti
Wenn nicht er, dann wer? Commissario Guido Brunetti ist vielleicht Deutschlands Lieblings-Italiener, ob im Fernsehen oder im Buch. Besonders punktet er bei Frauen. Es sei keine Anekdote sondern eine Tatsache, dass viele Frauen gerne mit ihm verheiratet wären, erklärte die Autorin Donna Leon dem Diogenes Verlag.
Brunetti ist ein anständiger, intelligenter Mensch. Er liebt seine Heimatstadt Venedig so sehr wie seine Ehefrau Paola und die gemeinsamen Kinder Raffaele und Chiara. Immer gut gekleidet und mit einem Hang zu gutem Essen, bevorzugt von seiner Frau frisch gekocht, klärt er die Verbrechen Venedigs auf. Wenn ihm alles zu viel wird, beruhigt er sich mit der Lektüre antiker Autoren – in Originalsprache natürlich. Ein Mann also wie er im Buche steht.
“Brunetti ist eine wunderschöne Fiktion”, bekannte die Autorin in einem Interview. “Er ist so, wie ich die Männer gerne hätte: zurückhaltend, verantwortungsvoll, diskret. Ein guter Mensch eben.” Ein Leben ohne Brunetti – unvorstellbar, meint die Autorin. “Ich mag ihn und die Geschichten, die ich über ihn erzähle, zu sehr, als dass ich auch nur daran denken möchte, ein Leben ohne ihn zu führen”, erklärte sie dem Verlag und ließ auch wissen, welche Romane ihre persönlichen Favoriten sind: Venezianisches Finale, Schöner Schein und Stille Wasser.
Leon kehrt Venedig den Rücken
Das ist auch eine gute Nachricht für die Leser und Leserinnen weltweit. Die Bücher werden in 35 Sprachen übersetzt. Nur in Italien dürfen ihre Bücher nicht erscheinen. Sie will in der Lagunenstadt gerne weiter unerkannt über die Straße gehen können.
Während die Leser der ersten Stunde mittlerweile deutlich älter geworden sind, scheint dieses eigentlich unausweichliche Schicksal weder Brunetti, seine Familie noch die Kollegen im Polizeipräsidium ernsthaft getroffen zu haben. Nur die Eltern von seiner Frau Paola, die Faliers, und ihre Bekannten kämpfen mit den Herausforderungen des Alters. Die Autorin ist mittlerweile auch 81 Jahre alt.