Glandorf/Kr. Osnabrück. Energiekosten rauf – Miete runter: Nach diesem Motto hat jetzt Dachdeckermeister Norbert Fentker aus Glandorf bei Osnabrück seinen 22 Mietern überraschend eine Mietsenkung gewährt. „Mindestens ein Jahr lang zahlen alle – egal ob Doppelhaushälfte oder kleine Wohnung – 120 Euro pro Monat weniger“, sagt der Unternehmer.
Er wolle angesichts der drastisch steigenden Kosten für Gas und Strom seinen Beitrag leisten, um den Geldbeutel seiner Mieter zu entlasten, betont Fentker: „Jeder, der es sich leisten kann, sollte großzügig sein. Wenn jeder ein bisschen hilft, ist es für keinen zu viel.“ Nicht zuletzt will er damit auch andere anstoßen, es ihm gleichzutun.
Verlängerung nicht ausgeschlossen
Ausgangspunkt war die Begegnung mit einer seiner Mieterinnen in einem Supermarkt, erzählt der Handwerker. Die Frau sei dort Kassiererin und habe geklagt, dass sie kaum über die Runden komme. „Da habe ich überlegt, was ich tun kann.“ Die Mietsenkung gilt zunächst für ein Jahr. Eine Verlängerung oder gar eine weitere Senkung ist aber nicht ausgeschlossen, kündigt Fentker an. „Wir werden sehen, wohin die Reise dann geht“.

Wohlfahrtsverbände loben die Initiative des Vermieters als vorbildlich. „Das ist ein großartiges Zeichen von zivilgesellschaftlichem solidarischen Engagement und sollte beispielgebend sein“, sagt Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer der niedersächsischen Landesarmutskonferenz. Offensichtlich gebe es durchaus noch Empathie und Zusammenhalt in der Gesellschaft.
Für Niedersachsens Diakonie-Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke ist die Aktion des Vermieters auch ein Zeichen der Nächstenliebe. Das gelte auch für die vielen gutverdienenden Bundesbürger, die gerade ihre Energiepauschale spenden: „Nur wenn wir gemeinsam nach Lösungen suchen und jeder bereit ist, das seinige beizutragen, können wir diesen Winter gut überstehen.“
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Gleitze weist allerdings darauf hin, dass solche Großzügigkeit staatliches Handeln nicht ersetzen dürfe. Der Gesetzgeber müsse schließlich dafür sorgen, dass alle Bürger ihren Lebensunterhalt bestreiten könnten.
“Wir waren sprachlos”
Familie S. aus Bad Iburg ist einfach nur glücklich über die Privatinitiative von Norbert Fentker. Sie gehört zu den Mietern, die von ihm persönlich überrascht worden sind. Mit einem Zettel, auf dem in dicken Buchstaben „Mietsenkung“ geschrieben war, habe der Vermieter vor der Tür gestanden, berichtet Carina S. (30). „Wir waren total sprachlos“, erzählt die selbstständige Motopädin und Mutter von zwei Töchtern lachend.