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“Uns blüht was”

Die „Aixotic Sambistas“ aus Aachen wollen kommen. Auch die „HeartBeaters“ aus Berlin sind dabei, genauso wie „Zabumm“ aus Lübeck, „Movimento“ aus Rostock und natürlich Lokalmatadoren wie „Confusão“, eine der bundesweit ersten Samba Percussion Bands: Am kommenden Wochenende ist Bremen Treffpunkt der Szene mit 100 Gruppen und Einzelakteuren aus Deutschland, den Niederlanden, England, Polen, Dänemark und Frankreich. Dann soll in Bremen der 40. Samba- und Maskenkarneval gefeiert werden. Unter dem Motto „Uns blüht was“ wollen die Aktiven brasilianische Lebenslust gepaart mit norddeutscher Euphorie auf die Straßen der Hansestadt bringen. Zum letzten Mal.

Berauschend, farbenprächtig, funkelnd und weltoffen – so soll das Fest werden, zu dem als Höhepunkt am Samstag eine Inszenierung auf dem Marktplatz und ein Umzug ins Szeneviertel Ostertor unweit der Weser gehören. Eine Sause, die die Bremer traditionsgemäß eine gute Woche vor Rosenmontag organisieren. Diesmal wurde das Sicherheitskonzept verschärft. So gibt es nach Angaben der Organisierenden mehr Straßensperrungen und mehr Ordnungskräfte.

„Das Motto ist ein Appell, wach und aufmerksam zu bleiben angesichts globaler und lokaler Krisen“, sagt die Initiatorin und künstlerische Leiterin Janine Jaeggi. „Klimawandel und gesellschaftliche Unsicherheit prägen unser Zusammenleben.“ Gerade deshalb setze der Karneval auf Zuversicht, Vielfalt, Freiheit und Zusammenhalt.

Vor diesem Hintergrund sehen die Schaulustigen in den Straßen statt Kamellen und Pappnasen mit rheinischem Helau und Alaaf fantasievolle Kostüme, Stelzenläufer und Maskentanz, angefeuert von groovigen Samba-Beats. Rund 1.500 Aktive sind dabei, Konny Lopp gehört dazu. Sie trommelt bei der Bremer Gruppe „Monte Monja“ auf einer hell tönenden Caixa, der brasilianischen Variante der Snare-Drum. Beim Sambakarneval ist sie schon seit mehr als 20 Jahren dabei. „Das ist aufregend und macht einen Riesenspaß. Da bist du Teil eines großen Ganzen, mittendrin, das hat Suchtpotenzial“, schwärmt sie von dem Bremer Karneval, der nach Angaben der Organisierenden der größte seiner Art in Deutschland ist.

Doch die 40. Ausgabe mit einem Budget von rund 120.000 Euro soll die letzte sein. Das Fest wurde in der Vergangenheit stets ehrenamtlich organisiert, diesmal neben öffentlichen Zuschüssen und Eintrittserlösen zusätzlich mit vielen Spenden. „Wegen der stetig steigenden Kosten, der zunehmenden bürokratischen Hürden und der begrenzten Kapazitäten unseres Teams hören wir auf“, begründet Jaeggi das Aus und betont: „Das ist nicht einfach für uns. Aber jetzt wollen wir ihn noch einmal mit Dankbarkeit für 40 Jahre unvergessliche Momente und großer Freude aufblühen lassen, danach lassen wir ihn los.“

Am Vorabend des Umzuges startet das Programm schon mit einem „Einheizen“. Nach dem Zug, zu dem Tausende Zaungäste am Straßenrand erwartet werden, geht es im Szeneviertel Ostertor unter freiem Himmel auf vier Bühnen und an weiteren Spielorten weiter. Abends ist dann zum Abschluss ein Maskenball im Kulturzentrum Schlachthof geplant – alles begleitet von den Trommelklängen der Sambistas.

Ein wenig Hoffnung schwingt dann doch mit, wenn Janine Jaeggi sagt, der letzte Bremer Sambakarneval werde mit der Zuversicht gefeiert, „dass aus diesem Abschied neue Ideen wachsen werden“. Aber was das sein könnte, das bleibt unklar. Konny Lopp sagt, ihr werde wehmütig ums Herz, wenn sie daran denke, dass dies nun die 40. und letzte Ausgabe sein soll. „Dann fehlt etwas im Jahr, auf das man hin fiebern kann. Mit den Samba-Rhythmen bekommst du schließlich alle zum Mitwippen. Da hat jeder ein Lächeln im Gesicht.“