Artikel teilen:

Unesco nimmt zwei Einträge aus NRW ins Weltdokumentenerbe auf

Aus Remscheid und Düsseldorf in die Welt: NRW ist mit zwei historischen Zeugnissen im neuen UNESCO-Weltdokumentenerbe vertreten – es geht um Röntgenbilder von Händen und eine Sammlung von Kinderbildern aus der NS-Zeit.

Röntgenbilder und Kinderzeichnungen aus der Zeit des Nationalsozialismus – aus Nordrhein-Westfalen stammen zwei neue Einträge im Weltdokumentenerbe. Wie die Staatskanzlei NRW am Freitag in Düsseldorf mitteilte, sind unter den neu aufgenommenen 74 Zugängen die Hände des bekannten Lenneper (heute: Remscheid) Wissenschaftlers Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) sowie Zeichnungen des jüdischen Künstlers und Pädagogen Julo Levin (1901-1943), aus Düsseldorf. Aus Deutschland kommen insgesamt vier Beiträge, wie es in einer Mitteilung der Unesco heißt.

Zu den neuen Einträgen sagte die Kulturministerin des Landes, Ina Brandes (CDU): “Mit dem Weltdokumentenerbe verhält es sich wie mit jedem Erbstück: Es ist ein kostbarer Schatz, den wir pflegen und in Ehren halten sollten.” Die Aufnahme der zwei Dokumente in das Verzeichnis der Weltdokumentenerbe sei Ausdruck ihrer Wertschätzung und zugleich Auftrag, die Erinnerung an das Erbe wach zu halten.

Die ausgewählten Röntgenbilder, die Wilhelm Conrad Röntgen selbst angefertigt hat, zeigen seine eigene Hand und die seiner Frau Anna Bertha, drei weitere sein Jagdgewehr. Die 1895 und 1896 aufgenommenen Bilder werden im Röntgen-Museum in Remscheid, der Geburtsstadt des Physikers, verwahrt.

Das Dokumentenerbe Julo Levins geht nach Angaben der Unesco auf einen Vorschlag Frankreichs zurück. Es handle sich dabei um Zeichnungen und Texte von Kindern und Jugendlichen aus ganz Europa – aus den kriegsreichen Zeiten von 1914 bis 1950. Sie dokumentierten Erlebnisse, Gedanken und Gefühle junger Menschen in Kriegszeiten und spiegelten persönliche Schicksale sowie gesellschaftliche Umbrüche wider. Viele dieser Werke sind laut Informationen die einzigen Spuren, die von ihnen hinterlassen wurden.

Das Weltdokumentenerbe wurde 1992 von der UNESCO im Rahmen des Programms “Memory of the World” ins Leben gerufen. Es soll nach Informationen der Staatskanzlei kulturell bedeutsame und historische Dokumente sichern und vor Zerstörung und Vergessen bewahren. Deutschland ist bislang mit 31 Einträgen vertreten, darunter die Gutenberg-Bibel, Beethovens 9. Sinfonie, die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm, Goethes literarischer Nachlass und das Nibelungenlied.

Julo Levin schloss 1926 sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie ab, konnte jedoch im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten ab 1933 nicht mehr als freier Künstler arbeiten. Ab 1936 verdiente er an jüdischen Schulen in Düsseldorf und Berlin als Zeichenlehrer sein Geld. Aus künstlerischem und kunstpädagogischem Interesse sammelte er die Zeichnungen und Bilder seiner Schülerinnen und Schüler.