Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) hat Untersuchungen über eine mögliche Beteiligung von Mitarbeitern an den Terrorattacken vom 7. Oktober aufgenommen. Man habe entsprechende Informationen von israelischer Seite erhalten, erklärte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini am Freitag in Genf. Ein Sprecher von UN-Generalsekretär Antonio Guterres teilte mit, dieser sei “entsetzt” und habe um rasche Nachforschungen gebeten.
Lazzarini sagte weiter, die Verträge mit den beschuldigten Mitarbeitern seien mit sofortiger Wirkung gekündigt worden. “Jeder UNRWA-Mitarbeiter, der in Terrorakte verwickelt war, wird zur Rechenschaft gezogen, auch durch strafrechtliche Verfolgung”, betonte er.
Die “schockierenden Anschuldigungen” kämen zu einer Zeit, in der mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen auf lebensrettende Hilfe von UNRWA angewiesen seien, so Lazzarini. Wer die grundlegenden Werte der Vereinten Nationen verrate, verrate auch die Menschen, für die sich die UN in Gaza und andernorts einsetzten.
Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell äußerte sich “äußerst besorgt”. Er erwarte, dass das UN-Hilfswerk vollständige Transparenz bezüglich der Vorwürfe herstelle, erklärte er in Brüssel. UNRWA spiele seit vielen Jahren eine wichtige Rolle bei der Unterstützung bedürftiger palästinensischer Flüchtlinge und sei ein entscheidender Partner der EU.
Im vergangenen Jahr hatte das Hilfswerk nach eigenen Angaben 82 Millionen Euro von der Europäischen Union erhalten. Nach den Hamas-Anschlägen nahm die EU-Kommission ihre Förderungen unter die Lupe, um sicherzustellen, dass Unterstützungen weder direkt noch indirekt Terroraktivitäten zugute kämen. Die Gesamthilfen der EU an Palästinenser belaufen sich auf 1,2 Milliarden Euro für den Zeitraum 2021-2024.