Urbane Seilbahnen, die in den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) integriert werden, haben aus Sicht der Deutschen Bundesstiftung Umwelt viele Vorteile. „Es gibt einen geringeren Materialverbrauch, weil im Wesentlichen nur die Stützen, das Seil, die Stationen und die Kabinen gebraucht werden“, sagte die zuständige Fachreferentin der in Osnabrück ansässigen Stiftung, Sabine Djahanschah, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Schiene, Straße oder gar eine U-Bahn seien dagegen aufwendige Bauwerke, die sehr viel Material erforderten und Fläche versiegelten.
Straßen und Schienen wirkten zudem stark trennend, „für Tiere wie für die Bevölkerung“, sagte die Leiterin des Fachreferats Zukunftsfähiges Bauwesen bei der Stiftung. „Außerdem stößt eine Seilbahn deutlich geringere Emissionen etwa von Treibhausgasen aus“, erklärte Djahanschah. Ein von der Umweltstiftung gefördertes Projekt eines Planungsbüros aus Stuttgart und der Universität Stuttgart habe eindeutig ergeben, dass eine in den ÖPNV integrierte Seilbahn nur ein Achtel der Feinstaub-Emissionen wie ein normaler Linienbus verursache.
Bei Seilbahnen als alltäglichem Verkehrsmittel ist Deutschland noch Entwicklungsland – anders als etwa in Lateinamerika. In einigen deutschen Kommunen besteht aber Interesse daran, und Fachleute sehen in urbanen Seilbahnen Potenzial für die Verkehrswende. Ein Leitfaden des Bundesverkehrsministeriums zum Thema nennt bislang lediglich Seilbahnen in Berlin, Koblenz und Köln, die jedoch „nicht in das öffentliche Verkehrsnetz eingebunden sind“.
Seit 2020 seien Seilbahnen im maßgeblichen Gesetz, dem sogenannten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz, als Ergänzung des lokalen Personennahverkehrs genannt, sagte Djahanschah. Damit seien sie mit bis zu 75 Prozent der Kosten zuwendungsfähig. Schwierig ist nach ihrer Einschätzung jedoch, „dass die Kommunen generell sehr belastet sind und dass es zudem einen Investitionsrückstau gibt“. Sie nannte in diesem Zusammenhang unter anderem Straßen, Brücken und Kanäle. Sanieren sei in der Regel günstiger, als etwas ganz neu zu errichten.
Gehe es allerdings um das Überwinden eines Höhenunterschieds oder eines Flusses, könne „das Erschließen mit anderen Verkehrsmitteln deutlich schwieriger“ sein. In diesen Fällen hätten urbane Seilbahnen „besondere Vorteile“, dann könnten sie „interessant und auch wirtschaftlich sein“.