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Übersicht über Missbrauchsstudien in bayerischen Bistümern

Nach der Erzdiözese München und Freising ist Würzburg das zweite bayerische Bistum, für das nun ein Missbrauchsgutachten vorliegt. Weitere stehen im Freistaat noch aus.

Mit der 2018 veröffentlichten MHG-Studie wollte die katholische Kirche in Deutschland das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche ermitteln. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz hatte das Ziel, Formen des Missbrauchs zu beschreiben und kirchliche Strukturen und Dynamiken zu identifizieren, die Missbrauchsgeschehen begünstigen können. Seither haben deutsche Bistümer oder deren Unabhängige Aufarbeitungskommissionen eigene Studien in Auftrag gegeben.

In Bayern hatte die bereits 2010 als erstes deutsches Bistum überhaupt ein Gutachten durch die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) erstellen lassen. Im Januar 2022 folgte ein weiteres, noch ausführlicheres, das sich auf die Jahre 1945 bis 2019 bezieht. Das Ergebnis sorgte weithin für Schlagzeilen, weil auch der frühere Papst Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) belastet wurde. Die WSW-Anwälte warfen ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor. Sie fielen in seine Amtszeit als Erzbischof von München und Freising (1977-1982). Er selbst bestritt die Vorwürfe bis zu seinem Tod an Silvester 2022.

Für das wurde am 8. April 2025 ein Gutachten vorgestellt. Die dortige Unabhängige Aufarbeitungskommission hatte den Wiesbadener Rechtsanwalt Hendrik Schneider damit beauftragt. Eine weitere historische Studie erstellt ein Team der Universität Würzburg seit 2021 unter Leitung des Kirchenhistorikers Dominik Burkard.

Für das sind seit Ende 2023 Psychologen der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität damit beschäftigt, sexualisierte Gewalt an Minderjährigen und ihre Auswirkungen auf die Betroffenen sowie deren Familien zu erforschen.

Im erhielt im Juli 2022 der Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der örtlichen Universität den Auftrag für eine wissenschaftliche Untersuchung von sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch katholische Kleriker zwischen 1945 und 2020. Sie soll noch 2025 veröffentlicht werden.

Im begann die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen mit dem Fokus auf die Regensburger Domspatzen. 2016 stellte dazu der Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber einen Bericht vor. 2019 folgten eine historische und eine kriminologische Studie. Seit 2024 ist Weber mit einer historischen und wissenschaftlichen Studie für das ganze Bistum befasst. Er hat dafür drei Jahre Zeit.

Im läuft seit Juli 2024 eine Studie zur Aufarbeitung von Missbrauch. Geleitet wird das Projekt von dem Kriminologen und Strafrechtler Stefan Harrendorf aus Greifswald und der Berliner Rechtspsychologin Renate Volbert sowie der Unabhängigen Aufarbeitungskommission des Erzbistums. Sie soll Ende 2026 fertig sein.

Im hat sich die Unabhängige Aufarbeitungskommission bisher vor allem um einen mutmaßlichen Intensivtäter gekümmert, der sich unter Mithilfe der Bistumsleitung im Ausland der Strafverfolgung entziehen konnte. Im August 2022 gab es zu dem Fall einen Zwischenbericht. Ein Rechtsgutachten soll folgen. Außerdem werde weiterhin ein Aufarbeitungsprojekt für die Diözese vorbereitet, heißt es auf der Internetseite der Kommission.