Der globale Boom der Erneuerbaren Energien macht Hoffnung. Dennoch bleiben die Pariser Klimaziele in weiter Distanz. Deutschland hat sich im Globalen Klimaindex leicht verbessert.
Trotz eines Booms bei Erneuerbaren Energien kommt die Welt den Pariser Klimazielen kaum näher. Das geht aus dem am Freitag bei der Weltklimakonferenz in Dubai und zeitgleich in Bonn veröffentlichten Klimaschutz-Index 2024 von Germanwatch und dem NewClimate Institute hervor.
Nach Einschätzung der Umweltorganisationen bietet der globale Boom bei Erneuerbaren Energien, Batterien, Wärmepumpen und Elektromobilität Grund zur Hoffnung. “Noch nie wurden weltweit so viele Kapazitäten installiert wie 2022. Fast alle großen Volkswirtschaften setzen auf Wind, Sonne und Wasserkraft”, heißt es.
Andererseits müsste der Anstieg exponentiell weitergehen, um die nach wie vor dominanten fossilen Energieträger zurückzudrängen. “Zudem ist die Klimapolitik der meisten Staaten nicht ambitioniert genug, um dem Erreichen der Pariser Klimaziele entscheidend näher zu kommen”, kritisiert der Bericht.
Erstmals wird im Bereich Klimapolitik kein einziges Land mit “gut” bewertet. “Selbst Staaten mit eher besserer Klimapolitik wie Dänemark scheinen heute weiter vom Erreichen der Pariser Klimaziele entfernt zu sein als in den vergangenen Jahren”, sagt Co-Autor Niklas Höhne vom NewClimate Institute. “Wir müssen jetzt in den Notfallmodus schalten.”
Deutschland hat sich insgesamt mit Rang 14 im Vergleich zum vergangenen Jahr um zwei Plätze verbessert. Eine deutliche Verbesserung gelang nur beim 2030-Ziel für Erneuerbare Energien – dennoch reicht es in der Gesamtkategorie “Erneuerbare Energien” nur für Platz 29. Die Bundesrepublik schneidet unterm Strich in allen Kategorien mit der Bewertung “mittelmäßig” ab und ist unter den EU-Staaten damit Sechster.
Aufsteiger wie Estland (5.), die Philippinen (6.) oder die Niederlande (8.) haben es laut Studie geschafft, nah an den Dauer-Spitzenreiter Dänemark (4.) heran zu rücken. Die ersten drei Plätze bleiben erneut leer, weil immer noch keiner der untersuchten Staaten auf einem 1,5 Grad-Pfad liegt.
Zu den größten Aufsteigern zählt Brasilien (von Rang 38 auf 23). Der Schwenk des neuen Präsidenten Lula zu ambitionierter Klimapolitik und insbesondere zur Eindämmung der Regenwald-Abholzung habe Brasilien bei der Klimapolitik aus dem Keller in die oberste Gruppe geführt – der größte Beitrag zum Aufstieg in der Gesamtwertung.
Bei den größten Absteigern fällt neben Italien (44., minus 15) vor allem Großbritannien auf, das über Jahre immer zu den Bestplatzierten gehörte. Jetzt stürzt das Land von Platz 11 auf 20 ab. “Das ist vor allem Folge der Klima-Wende des neuen Premiers Sunak”, kommentiert Thea Uhlich von Germanwatch. Er habe zentrale Teile der zuvor ambitionierteren Klimapolitik abgeschwächt.
Sieben EU-Staaten liegen beim Index im Bereich “gut”, sieben weitere im mittelmäßigen Bereich. Dänemark (4.), Estland (5.) und die Niederlande (8.) können eine Vorreiter-Rolle für sich reklamieren. Auch die EU als Ganzes hat sich etwas verbessert und rangiert knapp in “gut”.
EU-Schlusslicht ist erneut Polen (55.), als einziges EU-Land in der Gesamtwertung in der Gruppe “sehr schwach”. Hier sehen die Experten allerdings unter einer voraussichtlich neuen Regierung Chancen auf Besserung. Nur wenige Plätze über Polen liegen Tschechien (52.), Ungarn (49.) und – stark abgerutscht – Bulgarien (46.), Italien (44.) sowie Irland (43.).
Die USA schneiden weiterhin bei Emissionen, Energieverbrauch und Erneuerbaren schlecht ab. Die Klimapolitik-Expertinnen und -Experten loben aber die klimapolitische Wirkung von Präsident Joe Bidens “Inflation Reduction Act”, der zu deutlich größeren Investitionen in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz geführt habe. China schneidet weiterhin vor allem bei Emissionen (62.) und Energieverbrauch (61.) sehr schwach ab. Spannend ist jedoch der Trend bei den Erneuerbaren Energien – hier gehört China zur Spitzengruppe (9.).
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Gastgeber der diesjährigen Klimakonferenz, belegen den drittletzten Platz (65). Auf dem vorletzten und letzten Platz des Rankings befinden sich mit Iran (Platz 66) und Saudi-Arabien (Platz 67) zwei weitere Ölstaaten.