Ihre Bücher dürften dazu beigetragen haben, dass sich zahlreiche Menschen mit der eigenen Biografie, ihren “Macken” oder größeren Problemen befassen. Dies sollte noch breiter geschehen, sagt Psychologin Stefanie Stahl.
Schon die Jüngsten sollten sich mit Gefühlen auseinandersetzen – das fordert Deutschlands wohl bekannteste Psychotherapeutin Stefanie Stahl. Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sprach sie sich für Psychologie als Schulfach aus – “und das möglichst früh”. Jüngere Kinder könnten sich mit Fragen befassen wie: “Wie heißen meine Gefühle? Was kann ich machen, wenn ich traurig bin?”
Je älter die Kinder würden, desto differenzierter könne man die Themen behandeln. Sie seien “existenziell wichtig für die Gesellschaft”, betonte Stahl, deren Ratgeber “Wer wir sind – Das Arbeitsbuch” am Mittwoch erscheint.
Das Wohlergehen von Einzelnen einerseits und der gesamten Gesellschaft andererseits stünden “in sehr engem Verhältnis” zueinander, erklärte die Bestseller-Autorin. “Wie ich mich verhalte, hat immer Auswirkungen auf andere Menschen. Wenn ich also viele unverarbeitete Gefühle in mir herumliegen habe, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich das negativ auf meine Mitmenschen auswirkt, relativ hoch.”
Beispiele dafür seien, wenn Menschen auf Kleinigkeiten oft aggressiv reagierten oder sich abschotteten, weil sie unverletzt durchs Leben gehen wollten. “Heute haben viele Menschen kein sehr stabiles Selbstwertgefühl, sondern leiden an Unterlegenheitsgefühlen. Wenn Betroffene andere nicht an sich heranlassen, nehmen sie an ihnen schnell eine gewisse Dominanz und Feindseligkeit wahr, die vielleicht gar nicht vorhanden ist”, so Stahl. Je klarer das eigene Selbstbild sei, desto weniger laufe man also Gefahr, anderen zu schaden.
Schwere Schicksalsschläge ließen sich zwar kaum kontrollieren, sagte die Psychologin weiter. Grundsätzlich habe die eigene Einstellung jedoch große Auswirkungen. “Viele Probleme, die wir haben, sind hausgemacht, was etwa die Beziehungen zu unseren Mitmenschen angeht. Viele Probleme verursachen wir selbst, wenn auch nicht absichtlich, und daran können wir eine ganze Menge ändern.”