Artikel teilen:

Theologin hat keine Berührungsängste vor Halloween

Die Nürnberger evangelische Pfarrerin Tia Pelz ist davon überzeugt, dass die Kirche am Reformationstag gegen Halloween „nur verlieren kann“. In einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) erklärte sie: „Wenn ich an diesem Tag Reformation feiern will, muss ich Halloween integrieren.“ Ihr Ansatz als Pfarrerin sei es, „ich nehme das auf, was die Menschen bewegt und was sie feiern, bringe es, wenn es geht, zurück in die Kirche oder gehe dahin, wo die Menschen sind“. Am 31. Oktober bietet Pelz mit den Jugendlichen ihrer Gemeinde eine „Gruselkirche“ in der dekorierten Kirche.

Ein solcher Familiengottesdienst sei bereits im vergangenen Jahr ein guter Erfolg gewesen, berichtete Pelz. In die Kirche waren Vampire, Hexen, ein paar Clowns und viele Geister gekommen. Teufel seien nicht aus der Kirche verwiesen worden, ebenso wenig der „Tod“, also ein Sensenmann. Auch die meisten Eltern hätten sich verkleidet.

Für die Theologin ist es „kein Zufall“, dass die beiden Feiern Halloween und Reformationstag auf den gleichen Tag fallen. Martin Luther (1483 bis 1546) sei mit seinen persönlichen Ängsten und Zweifeln konfrontiert gewesen und habe sich mit der Frage nach einem gerechten Gott befasst, vor dem die Menschen keine Angst mehr hätten. Halloween sei das Fest vor Allerheiligen, „bei dem es darum geht, noch einmal zu zeigen, die Geisterwelt hat keine Macht über uns, wir haben keine Angst vor Geistern, wir sind stärker“.

Berührungsängste hat Tia Pelz vor Halloween auch deshalb nicht, weil sie mit ihrer Familie dreieinhalb Jahre in den USA gelebt hat: „Da konnte ich mich Halloween natürlich überhaupt nicht entziehen“, sagt die Pfarrerin. Sie habe dort erlebt, dass sowohl die lutherischen Kirchen als auch andere große Kirchen inzwischen einen positiven Zugang zu Halloween hätten. Auch mit dem Karneval hätten die Kirchen in Deutschland schließlich keine Probleme, stellt sie fest. Es gebe ja Karnevalspredigten und Faschingsgottesdienste. (00/3180/25.10.2024)