Für die Entwicklung politischer Einstellungen ist laut einer neuen Studie neben individuellen Merkmalen auch das Wohn- und Lebensumfeld entscheidend. Menschen in Ostdeutschland fühlten sich mit 18 Prozent doppelt so häufig abgehängt wie Menschen in Westdeutschland, lautet ein zentrales Ergebnis des am Montag veröffentlichten Forschungsprojekts Deutschlandmonitor. Auch beklagten in Ostdeutschland mehr Menschen, dass sich die Politik nicht ausreichend für ihre Region interessiere.
Die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland könnten aber zum Teil auf objektive Faktoren zurückgeführt werden, erklärte die am Forschungsprojekt beteiligte Friedrich-Schiller-Universität Jena. So sei die Unzufriedenheit in strukturschwachen Gebieten in allen Regionen Deutschlands höher als in wirtschaftlich prosperierenden Landesteilen.
Während die Idee der Demokratie in Deutschland von 97 Prozent der Befragten unterstützt werde, bewerte ein großer Teil der Bevölkerung die aktuelle Praxis der Demokratie skeptisch. Mit dem Funktionieren der Demokratie seien vier von zehn Befragten in Westdeutschland unzufrieden, in Ostdeutschland jedoch 56 Prozent.
Der Soziologe am Gesis Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Mannheim, Reinhard Pollak, stellte jedoch fest, dass Ost-West-Unterschiede geschmolzen seien. Die Einstellungen in West und Ost näherten sich einander an.
Der Deutschlandmonitor ist eine neu entwickelte Studie, die jährlich Einstellungen der Menschen untersucht. Befragt werden 4.000 Personen ab 16 Jahren.