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Studie: Fairer Handel verzeichnet 70 Prozent mehr Umsatz seit 2015

Der Faire Handel hat sich einer Studie zufolge als erfolgreiches Wirtschaftsmodell und eigenständige Branche in Deutschland etabliert. Laut der am Dienstag in Köln unter anderem vom Verein Fairtrade Deutschland vorgestellten Untersuchung gewinnt die Idee des Fairen Handels „nachweisbare Wirkungen“ auf Gesellschaft, öffentlichen Sektor, Politik, Handel sowie Konsumentinnen und Konsumenten. Nachhaltige und faire Produkte würden im Handel immer stärker nachgefragt. Seit 2015 ist der Umsatz demnach um 70 Prozent gestiegen, die Siegel und Labels des Fairen Handels werden in der Öffentlichkeit immer bekannter.

Sichtbares Zeichen dafür ist den Angaben zufolge auch die erhöhte Zahl von Städten, die den Fairen Handel unterstützen. Sie legte von rund 400 vor acht Jahren auf 800 in 2022 zu. Die Zahl der Schulen, die als „aktive Partner“ des Fairen Handels registriert sind, stieg in dem Zeitraum von 187 auf 850, die Zahl der Universitäten von drei auf 40. Zudem findet die Idee eine immer breitere Unterstützung im Markt: Allein bei Fairtrade sei die Zahl der Lizenzpartner im Berichtszeitraum von 300 auf über 500 gestiegen, hieß es.

Positiv fällt auch der Blick auf die Umsätze im Fairen Handel aus. Die Umsätze lagen der Studie zufolge im Jahr 2021 bei insgesamt 1,95 Millionen Euro, das bedeutete gegenüber dem Jahr 2015 eine Steigerung von etwa 70 Prozent. Auch die Zahl der Käufer fair gehandelter Produkte legte zu: Sieben von zehn Menschen kauften 2021 zumindest ab und zu Produkte aus Fairem Handel.

Bei der Studie „Entwicklungen des fairen Handels und der fairen Beschaffung in Deutschland 2015-2022“ handelt es sich um eine Folgeuntersuchung. 2015 waren die Veränderungen und Wirkungen des Fairen Handels in Deutschland erstmals systematisch erfasst worden. Die Studie liegt demnach ein Methodenmix aus Forschungsinterviews, Online-Befragungen und Literaturanalyse zugrunde.

Auftraggeber der Studie waren neben Fairtrade noch Engagement Global mit ihrer Servicestelle „Kommunen in der Einen Welt“, das Forum Fairer Handel und der Weltladen-Dachverband. Das Forschungsinstitut Ceval aus Saarbrücken hat die Erhebung umgesetzt.

Laut der Studie gibt es allerdings noch „Luft nach oben“ bei der Finanzierung. Viele Bereiche des Fairen Handels seien nach wie vor auf ehrenamtliches Engagement angewiesen, die Finanzierung bleibe deshalb „ausbaufähig“. Die langfristigen gesellschaftlichen Ziele der Fair-Handels-Bewegung seien trotz der festgestellten Fortschritte überdies bislang nicht erreicht. Man befinde sich trotz der erfolgreichen Entwicklung weiterhin „in einer Nische“, räumte Fairtrade-Vorständin Claudia Brück ein. Angestrebt werden soll nun unter anderem eine engere Vernetzung mit Vertretern der Klimabewegung, Gewerkschaften oder Menschenrechtsorganisationen. Auch die Verwaltungen in den Kommunen sollen künftig noch stärker als bislang auf fair gehandelte Produkte zurückgreifen.