Bei einem Besuch im früheren Konzentrationslager Auschwitz hat der Bundespräsident betont, dass Deutschland zu seiner Verantwortung stehe. Es gehe auch darum, die Mahnung der Überlebenden weiterzutragen.
Die aus den NS-Verbrechen erwachsende Verantwortung Deutschlands hört aus Sicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nie auf. “Wir in Deutschland, wir vergessen nicht”, sagte das deutsche Staatsoberhaupt am Montag bei einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung des ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagers. “Erinnerung kennt keinen Schlussstrich und Verantwortung deshalb auch nicht”, so Steinmeier. Die damaligen Verbrechen seien “Teil unserer Geschichte und damit auch Teil unserer Identität, mit der wir uns auseinandersetzen müssen”.
Es gebe nicht mehr viele Überlebende, die von den Verbrechen in Auschwitz und an anderen Orten erzählen könnten. Ihre Geschichten und ihre Erlebnisse seien Mahnung und Auftrag zugleich, sagte Steinmeier weiter. Was Zeitzeugen zu sagen hätten, sei “von unschätzbarem Wert”. Nun sei es jedoch auch an den nachfolgenden Generationen, ihre Mahnung an die nächsten Generationen weiterzureichen.
Verantwortung und Erinnerung dürften nicht blind sein für die Gegenwart, so der Bundespräsident. Insbesondere die zunehmende Zahl antisemitischer Äußerungen, Schmierereien und Angriffe auf deutschen Straßen und Plätzen, in Schulen und Hochschulen zeige deutlich, dass Verantwortung keinen Schlussstrich kenne. Deutschlands Verantwortung gelte auch gegenüber Israel, Polen und allen Ländern, die unter nationalsozialistischer Gewaltherrschaft gelitten hätten.
Zusammen mit einer hochrangigen deutschen Delegation hatte Steinmeier am Montag die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau besucht. Anschließend war die Teilnahme an einer internationalen Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz geplant. Neben Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahmen unter anderen Zeitzeugen, weitere Politiker sowie der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, an der Reise teil.
Soldaten der Rote Armee hatten überlebende Häftlinge des NS-Lagers in dem von Deutschland besetzten Polen am 27. Januar 1945 befreit. Die Zahl der in Auschwitz und im dazugehörigen Vernichtungslager Birkenau ermordeten Menschen wird auf etwa 1,1 bis 1,5 Millionen geschätzt. Das Lager nahe der polnischen Kleinstadt Oswiecim in der Nähe von Krakau war das größte Konzentrationslager der Nazis. Die große Mehrheit der dorthin Deportierten waren Jüdinnen und Juden. Auschwitz wurde zum Synonym für die Schoah.