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Steinmeier würdigt Holocaust-Überlebende in Chile

Bei seiner Südamerika-Reise hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die in Chile lebenden Holocaust-Überlebenden Ana María Wahrenberg und Rudi Haymann gewürdigt. Beide hätten sich in herausragender und bewundernswerter Weise verdient gemacht um ein „Land, das ihnen einst die Heimat nahm und dem sie dennoch so viel zurückgaben“, sagte Steinmeier laut Redemanuskript bei einer Veranstaltung am Dienstag in Santiago de Chile, bei der Wahrenberg und Haymann das Bundesverdienstkreuz erhielten.

Ana María Wahrenberg wurde den Angaben zufolge 1930 in Berlin geboren und wanderte neun Jahre später mit ihren Eltern nach Chile aus, „gerade noch rechtzeitig“, sagte Steinmeier. Mehr als 20 ihrer Angehörigen seien im Nationalsozialismus ermordet worden. 1970 zog Wahrenberg demnach nach Berlin zurück, in den 1990er Jahren wieder nach Chile. Bei Besuchen in Schulen, in Vorträgen und Publikationen halte sie Geschichte lebendig. „Sie wurden zur Mittlerin zwischen den Generationen und zur starken Stimme gegen Hass und Ausgrenzung“, sagte Steinmeier.

Der 1921 in Berlin geborene Rudi Haymann kam den Angaben zufolge 1938 im Rahmen eines Kindertransports nach Haifa und wurde Mitbegründer des Kibbuz Beit Zera im Norden des heutigen Staates Israel. Er meldete sich freiwillig zu den britischen Streitkräften, war an der Befreiung Roms und bei Kriegsende an der Verhaftung von NS-Verbrechern in Italien beteiligt. Den Angaben nach wurde Haymann dann nach Berlin versetzt und traf seinen Onkel wieder, der das NS-Konzentrationslager Theresienstadt überlebt hatte. „Alle anderen jüdischen Familienmitglieder, mit Ausnahme Ihrer nach Chile entkommenen Eltern, hatten den Holocaust nicht überlebt“, sagte Steinmeier.

In einer Autobiografie hat Haymann seine Erinnerungen an die Jahre 1938 bis 1948 geschildert. „Sie erzählen sie ohne Groll oder Zorn. Vielmehr mahnen Sie immer zum Frieden und setzen sich Ihr Leben lang für Versöhnung und Demokratie ein“, sagte Steinmeier. Damit habe er einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit geleistet und nachfolgenden Generationen „ein Zeitdokument von größter Bedeutung hinterlassen“.