Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu Solidarität mit obdach- und wohnungslosen Menschen aufgerufen. “Das darf uns nicht kalt lassen, das darf uns nicht gleichgültig sein”, sagte er bei einem Besuch der frauenspezifischen Wohnungslosenprojekte des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Berlin. Die Zahl obdachloser Menschen sei “erschreckend hoch.” Besonders Frauen ohne Obdach seien gefährdet, weil sie durch ihre Wohnungslosigkeit oft auch Gewalt ausgesetzt seien und sich in Abhängigkeiten begeben müssten, so der Bundespräsident.
Nach dem Wohnungslosenbericht von 2022 sind in Deutschland mindestens 263.000 Menschen wohnungslos. In Berlin leben nach einer Straßenzählung von 2020 rund 2.000 Menschen auf der Straße; hinzu kommt nach der Einschätzung von Experten eine hohe unbekannte Dunkelziffer. Wie viele von ihnen Frauen sind, ist unklar: Sie leben oft in einer versteckten Obdachlosigkeit.
Housing First vermittelt Wohnungen für Frauen
Steinmeier würdigte den Einsatz von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Vereins und dankte ihnen dafür, dass ihnen das Leid der Obdachlosen nicht gleichgültig sei. Er sehe, “mit wie viel Liebe und Zuwendung” man sich um die Frauen kümmere. “Eine Wohnung ist der Kern, von dem aus sich das Leben stabilisieren kann”, so Steinmeier.
Housing First für Frauen ist das bundesweit erste Modellprojekt, das obdachlosen Frauen unbürokratisch Wohnungen vermittelt. Das vor über vier Jahren begonnene Projekt hilft obdachlosen Frauen in vielfältigen Problemlagen dabei, eine Wohnung mit eigenem Mietvertrag zu bekommen. Seit 2018 konnte das Projekt den Angaben zufolge bereits mehr als 80 Wohnungen an wohnungslose Frauen vermitteln, davon sechs an Frauen mit Kindern.
“Evas Haltestelle”: Anlaufstelle mit Sozialberatung
“Evas Haltestelle” bietet Frauen, denen Obdachlosigkeit droht oder die schon auf der Straße leben, eine Anlaufstelle mit Sozialberatung und weiteren Hilfsangeboten. So gibt es Aufenthaltsräume, Bäder, Waschmaschinen und eine Küche. Klientinnen haben dort eine Postadresse, über die sie Amtsbescheide erhalten können. Zudem gibt es in den Wintermonaten eine Notübernachtung.